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#117 – Wer zuletzt lacht … (1. FC Nürnberg – SV Sandhausen)

Wenn am kommenden Samstag, 13:00 Uhr der SV Sandhausen im Max-Morlock-Stadion auf den ersten FC Nürnberg trifft, ist es auch ein Duell der Trainer. Abzusehen war dies vor Wochenfrist jedoch nicht. Nach jeweils im Ergebnis, aber auch in der Art und Weise des Zu-Stande-Kommens, herben Niederlagen, trennten sich beide Vereine noch vor Beginn der aktuellen Woche von ihren Übungsleitern. Den nach dem 5:0 in Heidenheim entlassen Markus Weinzierl, der erst im Oktober auf Robert Klauß folgte, ersetzt bis zum Saisonende nun also der Geschäftsführer Sport und ehemalige Erfolgstrainer des FCN Dieter Hecking. In Sandhausen übernahm Tomas Oral nach der 0:3 Heimpleite gegen den Karlsruher SC das Amt von Alois Schwartz.

Ein Trainerwechsel erzeugt immer neue Dynamiken die mit der Hoffnung verbunden sind, einen Turnaround zu schaffen. Wenn nun aber zwei Teams aufeinandertreffen die auf diesen Effekt hoffen, ist es gut möglich, dass sich dieser egalisiert. Für beide Übungsleiter sind es jedoch ungeahnt gute Voraussetzungen, da die Spielweise des jeweiligen Gegners in keinster Weise voraus zu ahnen ist. Somit gilt es für beide, einen Ansatz zu finden, den sie mit ihrer neuen Mannschaft nun spielen lassen möchten.

In Nürnberg hat Hecking zumindest bei der Planung des Kaders ein gewaltiges Wort mitgesprochen und hat sicher den Vorteil, dass er seit Jahren im Verein ist und die Spieler in den vergangenen Monaten und Jahren beobachten konnte. Oral in Sandhausen jedoch hat genau vier Tage um seine Mannschaft kennen zu lernen und einen Ansatz zu finden, mit der die Aufgabe Klassenerhalt nun möglich gemacht werden kann.

In Situationen, in denen Trainer einen Verein in prekären Situationen übernehmen, gibt es natürlich Tausende Möglichkeiten diese Aufgabe anzugehen. Die meist gewählten Formen sind entweder auf altbewährtes zu vertrauen und nur geringfügige Änderungen an System und Aufstellung vorzunehmen oder das genaue Gegenteil zu wählen und mit mutigen und auch provokanten Entscheidungen Impulse innerhalb der Mannschaft, aber auch mit Hinblick auf den Gegner zu setzen. Geht man von Orals bevorzugtem 4:4:2 mit Doppelsechs aus dass er bei seinem letzten Engagement in Ingolstadt spielen ließ, wird es interessant zu sehen sein, wie er die vorhandenen Spieler einsetzt.

Da bis auf vereinzelte Spieler niemand in den letzten Wochen sein Leistungsoptimum abrufen konnte, können sich auch nur ganz wenige einer Einsatzgarantie am kommenden Samstag sicher sein. Worauf Oral meiner Meinung nach setzen wird, werden Spieler sein, die den Abstiegskampf annehmen können und wollen und gleichzeitig auch eine gewisse Aggressivität auf den Platz bringen können. Da in den vergangenen Wochen auch von Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft gesprochen und geschrieben wurde, könnte ich mir vorstellen, dass ein emotionaler Trainer wie Thomas Oral einer sein kann Entscheidungen treffen wird, die unkonventionell wirken. Es werden Entscheidungen sein, die der Mannschaft deutlich machen, dass hier zu diesem Zeitpunkt wieder bei null angefangen wird und jeder eine neue Chance bekommt.

BeobachterInnen am Trainingsplatz haben in den ersten Einheiten schon einen Wandel auf dem Rasen festgestellt. Es ist wesentlich lauter als noch unter Alois Schwarz und Oral selbst fordert von den Spielern viel Kommunikation ein. In einem Interview merkte Oral an, dass den Spielern die vergangenen Niederlagen natürlich noch in den Knochen steckten und es jetzt erst einmal darum ginge, die Spieler besser kennen zu lernen.

Für Fans bieten solche Momente natürlich Raum für Spekulationen und Träumereien, wie der neue Trainer das vorhandene Material innerhalb des Katers optimal ausnutzen kann. Meine Wunschaufstellung für kommenden Samstag wäre folgende:

Mit sechs Wechseln in der Startaufstellung, darunter das Comeback von Dennis Diekmeier von Beginn an sowie Startelfeinsätzen für die bisher nur sehr wenig bis gar nicht eingesetzten Pulkrab, Ritzmaier und Diakhite wären mit einem mal alle alten Zöpfe der Ära Schwartz abgetrennt. Die Außenverteidigung Diekmeier/Okoroji hat sich gerade in der vergangenen Rückrunde bewährt und letztendlich auch den Klassenerhalt in der Saison 21/22 mit gesichert. Oumar Diakhite bekam in seiner Zeit in Sandhausen weder von Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits, noch von Alois Schwartz eine echte Chance. Da die Innenverteidigung gerade in den vergangenen Spielen wenig bis gar nicht sattelfest wirkte, gibt es keinen Grund der einen Wechsel auf dieser Position verbieten würde. Mit Erik Zenga und David Kinzombi auf der Doppelsechs hätte man einen kämpferisch, aber auch spielerischen Part, der in Form von Kinsombi immer wieder mit Ritzmaier auf rechts außen rochieren könnte und somit für den Gegner auch schwerer ausrechenbar wäre. Christian Kinsombi ist mit Patrick Drewes zusammen einer der wenigen Lichtblicke der aktuellen Sandhäuser Saison und bekommt daher in meiner Aufstellung das Vertrauen weiter auf Linksaußen wirbeln zu können. Im Sturm könnte ich mir eine Kombination aus Matej Pulkrab und Hamadi Al Ghaddioui gut vorstellen, die sich meiner Meinung nach in ihren Ansätzen sehr gut ergänzen. Pulkrab ist ein agiler Stürmertyp, der viel arbeitet und somit dem Zielspieler Al Ghaddioui Räume verschaffen könnte, die dieser bei eventuellen Hereingaben über die außen zu seinem ersten Torerfolg für den SVS nutzen könnte.

in der Erläuterung meiner Aufstellung ist natürlich sehr viel Konjunktiv und noch mehr Hoffnung vorhanden. Aber wenn nicht jetzt, wann dann hat man die Möglichkeit sein vermeintliches Fachwissen zum besten geben zu können. Schon mit dem nächsten Spiel wird sich eine Formation heraus gebildet haben, die vom Trainer bevorzugt eingesetzt werden wird. Also nutze ich doch diesen luftleeren Raum zwischen Trainerwechsel und erstem Spiel um meinen Fantasien freien Lauf zu lassen. Selten gibt es im Fußball Situation, in denen man gespannter auf Startaufstellungen hinfiebert als vor dem ersten Spiel eines neuen Trainers.

Sicher ist, dass am Samstag bei Leibe keine Teams aufeinandertreffen, die vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Und die Konstellation das Nürnberg zu Hause antritt, könnte ein Vorteil für den SVS sein. Mit einem Sieg würde man die Franken, die mit ganz anderen Zielen in die Saison gegangen sind, mit einem Schlag mitten hinein ziehen in den Abstiegskampf. Durch einen Dreier in Nürnberg, würde der SV Sandhausen zumindest für einen Spieltag an den Clubberern vorbeiziehen und sich eine gute Ausgangsposition für die kommenden Wochen schaffen.

Und es gibt sicher wenig Trainer, die ein größeres Interesse daran haben den 1. FC Nürnberg zu ärgern als Thomas Oral. Ein Sieg am Samstag wäre eine sehr späte Rache für den 11.07.2020. Aber sicher eine, die er in vollen Zügen auskosten würde. Ich würde es ihm von Herzen wünschen.

#116 – Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere …

… durchgelaufen heute ist Thomas Oral. Aber eins nach dem anderen.

Einer der ersten Beiträge auf diesem Blog beschäftigte sich mit der Entlassung von Gerhard Kleppinger und Stefan Kulovits im Herbst 2021. Alois Schwartz folgte auf die beiden. Seine Demission am gestrigen Sonntag hat mich nun auch aus meiner Blog-Pause gelockt.

Nach dem 0:3 gegen den Karlsruher SC am frühen Sonntagnachmittag war das Ende der zweiten Ära Schwarz am Hardtwald besiegelt.

Hier auf dem Blog war es seit Anfang September mehr als ruhig. Besser gesagt, still. Der letzte Beitrag beschäftigte sich mit dem Heimspiel des SVS gegen den niedersächsischen HSV. Nichtsdestotrotz habe ich jedes Spiel des Sportvereins durchaus intensiver beobachtet als noch im Vorjahr oder zu der Zeit, als hier noch regelmäßig Vor- oder Nachberichte zu den Spielen oder News über Transfers erschienen sind.

Entsprechend oft war ich nach den Auftritten unseres Vereins frustriert, fast schon konsterniert. Schon vor Beginn der langen Winterpause waren die Auftritte teilweise erschreckend und hatten wenig bis nichts damit zu tun, was man noch zu Saisonbeginn geschweige denn in der vergangenen Rückrunde gesehen hatte. Die Auftritte zuletzt gegen Darmstadt, Düsseldorf und nun Karlsruhe haben sich von Woche zu Woche in ihren Spitzen gesteigert, was sicherlich auch zur Reaktion des Publikums geführt hat, das in großer Anzahl am vergangenen Sonntag frühzeitig das Stadion verlassen hatte, was in dieser Form so auch noch nicht oft vorkam.

Die Geschehnisse um den Verein und den Trainerposten in den letzten 24 Stunden haben mich jedoch dazu animiert, doch noch einmal in die Tasten zu hauen und meine Gedanken dazu niederzuschreiben.

Zuallererst: Auch meiner Meinung nach war die Entscheidung, den Trainer zu wechseln, zum jetzigen Zeitpunkt alternativlos. Andere würden behaupten, dass sie sogar viel zu spät getroffen wurde. Bei aller Richtigkeit, die diese beiden Aussagen treffen, darf nicht vergessen werden, dass der Verein und auch die Fans Alois Schwartz viel zu verdanken haben. Ohne ihn und seine Art, Fußball spielen zu lassen, wäre diese elfte Zweitligasaison am Stück wohl gar nicht erst möglich geworden. Dafür gebührt ihm Dank und auch Anerkennung. Wie er der Mannschaft in der vergangenen Rückrunde zu Stabilität, Effizienz und Geschlossenheit verholfen hat, verdient größten Respekt.

Kritiker schreiben sich nun auf die Fahnen, dass schon die Verlängerung des Vertrages damals ein Fehler war. Alois Schwarz ist kein Trainer, mit dem man etwas aufbauen kann, war die einheitliche Meinung. Ich selbst zähle mich jedoch zu denjenigen, die die Hoffnung hatten, dass mit einer solchen Halbserie im Rücken und punktuellen Verstärkungen auch eine weitere Entwicklung unter ihm hätte stattfinden können.

Rückblickend muss man sich eingestehen, dass dies nicht der Fall war, im Gegenteil. Die Mannschaft befindet sich momentan an demselben Punkt, an dem Alois Schwartz sie 2021 übernommen hat: mit dem Rücken zur Wand und einer Außendarstellung, die einem Scherbenhaufen gleicht.

Sicherlich haben dazu Entscheidungen des Trainerteams in Bezug auf Aufstellung und Kaderplätze beigetragen, die nicht immer für Außenstehende nachvollziehbar waren. Auch die Trennung von wichtigen Stammkräften wie Trybull oder Soukou hat Fragen aufgeworfen. Ähnliches gilt für Spieler wie Marcel Ritzmaier oder David Kinsombi, die immer weniger Einsatzminuten bekamen. Die taktische Ausrichtung der Mannschaft wirkte oft destruktiv und war der spielerischen Qualität des Kaders nicht zuträglich.

Die schwierigste Aufgabe für den neuen Trainer wird es wohl sein, diese Probleme zu lösen. Ich persönlich hätte mir für den Verein und den aktuellen Kader einen offensiveren Trainer als Alois Schwartz gewünscht. Einen Trainer, der auch in der Lage ist, langfristig etwas beim Verein aufzubauen und im schlimmsten Fall bereit ist den Weg in die dritte Liga mitzugehen. Ein Trainer, der eine Philosophie vertritt, die sich mit den Werten und dem Umfeld des Sportvereins vereinbaren lässt und kreative Lösungen mitbringt, um das vorhandene Potenzial optimal auszuschöpfen. Letztendlich habe ich mir mehr gewünscht als einen Feuerwehrmann, der ähnlich destruktiv, aber vielleicht erfolgreicher als sein Vorgänger spielt.

Während ich diesen Beitrag schreibe, habe ich gerade erfahren, dass Thomas Oral als neuer Trainer verpflichtet wurde. Obwohl er nicht mein Favorit war, verdient jeder Trainer eine faire Chance. Oral hat schon Mannschaften vor dem Abstieg bewahrt und in seinen Jahren in Frankfurt und Ingolstadt nachgewiesen, dass er mit einer bestimmten Art Fußball zu spielen, auch erfolgreich sein kann. Aufgrund der meiner Meinung nach vorhandenen Qualität innerhalb des aktuellen Kaders des SVS, bin ich mir sicher, dass Oral das von ihm geforderte Ziel Klassenerhalt erreichen kann.

Und das ist wohl die entscheidende Erkenntnis, wenn man eine Trainerverpflichtung zu diesem Zeitpunkt beurteilen möchte. Für alles andere bleibt genug Zeit ab Ende Mai 2023.

Es bleibt zu hoffen, dass wir uns dann darüber unterhalten können, ob der Trainer Oral, der gerade den Klassenerhalt mit dem SV Sandhausen geschafft hat, auch der richtige Mann für einen Neuaufbau beziehungsweise eine Neuausrichtung des Vereins sein kann. Und ganz vielleicht beantworten dann auch die Kritiker der aktuellen Verpflichtung diese Frage mit ja.

Hoffen wir gemeinsam auf den Effekt des Trainerwechsels und die Stärke des Sportvereins mit dem Rücken zur Wand eine beachtliche Rückserie auf den Rasen bringen zu können.

#115 – In eigener Sache

Hier wird es in den kommenden Monaten etwas ruhiger. Bis mindestens zur Winterpause muss ich hier das Pensum leider herunterfahren. Die Kombination aus beruflicher Beanspruchung und den Vorbereitungen für die Reportagen des Hardtwald Hörfunks lassen eine regelmäßige Vorberichterstattung, sowie ausführliche Gegnerinterviews aktuell leider nicht zu. 

Der berufliche Neustart zum Schuljahresbeginn Anfang September und der zeitgleiche Start im Team des Hardwald Hörfunks beanspruchen neben der Familie, die weiterhin oberste Priorität besitzt, alle Kapazitäten. Ich hoffe und glaube auch, dass sich im neuen Jahr und einer langen Winterpause wieder Möglichkeiten bieten den SVS und seine Spiele in der gewohnten Qualität & Quantität zu begleiten. 

Natürlich kann es immer sein, dass es mich in den Fingern juckt und ich die Zeit finde in die Tasten zu hauen. Sollte dies der Fall sein, mach ich auf den bekannten Kanälen natürlich darauf aufmerksam. Die gewohnte Regelmäßigkeit wird es aber leider in den kommenden Monaten nicht geben können. 

An dieser Stelle dann auch nochmal der Hinweis auf das Projekt, dass die wenige verbliebene, aber für den Blog benötigte Zeit hauptsächlich in Anspruch nimmt. Der Hardtwald Hörfunk, den ihr hier findet, ist bei jedem Spiel des SV Sandhausen live dabei. Habt ihr also mal nicht die Möglichkeit die Spiele des SVS live oder im TV zu erleben, versuchen wir euch das Geschehen über eine Audioreportage so nahe wie möglich zu bringen. Am Spieltag könnt ihr uns ab 10 Minuten vor Anpfiff hören. Meine Empfehlung für ZuschauerInnen des Bezahlfernsehens ist eine Stummschaltung des TV – Geräts und gleichzeitiges einschalten des Hardtwald Hörfunks. Wir freuen uns über jeden Zuhörer und jede Zuhörerin. 

Sollte jemand Lust, Zeit und Interesse haben hier bei und im Blog mitzumachen, ist er aktuell mehr den je Willkommen. Ich hatte in der Sommerpause schonmal einen leisen Aufruf gestartet, auf den es leider keine Rückmeldung gab. Eine Wiederholung dessen schadet sicher nicht.

Und jetzt geht’s an die Vorbereitungen für das Auswärtsspiel des SV Sandhausen am kommenden Samstag in Fürth. Zu erwähnen das 3 Punkte unserem SVS gut tuen würde ist eigentlich obsolet. Die Hoffnung ist aktuell steter Begleiter und tritt auch diesmal die Reise ins Frankenland mit an.

Grüße aus Nordbaden und bis bald

#114 – 9. Spieltag: SV Sandhausen – Hannover 96

Das Spiel 

Vor der Länderspielpause ist am 17.09.2022, 18.30 Uhr Hannover 96 zu Gast im Hardtwaldstadion. Der SV Sandhausen trifft dann als 13. der zweiten Bundesliga auf den 6. Mit 13 Punkten aus den vergangenen 5 Partien reisen die Niedersachsen mit ordentlich Selbstvertrauen in die Kurpfalz und möchten ihren Aufwärtstrend weiter fortsetzen. Der SV Sandhausen hingegen wartet nun bereits seit 5 Partien auf einen Sieg. Der Gast aus Hannover könnte also der richtige Gast sein, konnten sie den noch nie am Hardtwald gewinnen. Mit Tom Trybull und Philipp Ochs stehen beim SVS aktuell 2 Spieler unter Vertrag, die in der vergangenen Saison noch im Trikot von Hannover 96 gegen den SVS verloren. 

Der vergangene Spieltag 

Einen Punkt aus St. Pauli mitgenommen. Grundsätzlich ist das in Ordnung. Auch die Zahlen des Spiels sprechen dafür das man mit dem Punkt zufrieden sein kann oder auch sein muss. Trotzdem bleibt wieder eine gewisse Enttäuschung zurück. 

Vorweg, ich konnte das Spiel nur in Ausschnitten sehen und nicht wie sonst über die vollen 90 Minuten. Manchmal täuschen Statistiken auch über den Spielverlauf hinweg, jedoch untermauern die Bilder die ich im Nachgang sehen konnte die Zahlen, die wirklich erschreckend sind. 533:174 Pässe, 25:7 Torschüsse und 70:30 Ballbesitz sind nur 3 vieler weiterer schlechter Statistiken. Es ist richtig das letztendlich nur das Ergebnis zählt, trotzdem kann es doch einfach nicht das Ziel sein, das positives Ergebnis rein vom Spielglück oder dem Unvermögen der gegnerischen Offensive abhängig zu machen. 

Und daher vielleicht auch die Enttäuschung. Man hat das Gefühl das die Mannschaft aktuell stagniert und das positive Momentum vom Saisonstart aus der Hand gegeben hat. Nach vorne fehlt aktuell der Glaube an die erhoffte Entwicklung. Vielleicht ist es unfair, da unter den aktuellen Voraussetzungen vielleicht keine Entwicklung möglich ist. Jedoch war das das, was eben im Sommer angesprochen und auch mit Transfers untermauert wurde. Und man stelle sich vor wo die Mannschaft stehen würde ohne die 4 Treffer von David Kinsombi, die zu 7 der 8 Punkten führten. 

Untätigkeit oder gar Phlegma kann man dem Trainerteam jedoch auch nicht vorwerfen. Alois Schwartz versucht Woche für Woche durch veränderte Kombinationen in der Offensive neue Impulse zu setzen, was jedoch nur sehr begrenzt funktioniert. Neben Pulkrab und Kutucu versuchte sich in Hamburg mit Alexander Esswein der nächste im Sturmzentrum. Wie auch seine beiden Vorgänger fiel er durch fleißiges arbeiten und engagierte Spielweise, jedoch nicht durch Torgefahr auf. Ihm, wie auch den anderen hilflosen Angreifern kann man die Chancenlosigkeit fast nicht vorwerfen. Viel zu oft sehen sie sich aussichtslosen Überzahlsituationen ausgesetzt und können dadurch eigentlich kaum Akzente in ihrem Kernaufgabenbereich setzen. 

Auch auf den Flügeln wurde jetzt schon die ein oder andere Kombination getestet, ebenfalls mit eher geringerem Erfolg. Warum ein Cebio Soukou bislang noch nicht seine Chance von Beginn an erhalten hat und wann Kemal Ademi erstmals von Beginn an auflaufen könnten zwei elementare Schlüsselfragen sein, wenn es um eine Verbesserung in der Offensive des Sportvereins geht. Erster steht nun bereits seit Wochen im Kader, kommt jedoch nur selten auf mehr als ein paar wenige Einsatzminuten gegen Ende der Partien. 

Beides Fragen, die schon gegen Hannover obsolet werden können, sollte sich die Bilanz gegen die Mannschaft aus Niedersachsen so fortsetzen wie in den vergangenen Jahren. Soukou, Ademi und sicher auch der ein oder andere, der aktuell auf der Verletztenliste steht, könnten sicherlich ein Teil dazu beitragen, dass es dabei bleibt. 

Die besondere Statistik

4 Spiele. 3 Siege. 1 Remis. 11 Tore. Gegen keinen Verein hat der SV Sandhausen in seiner Zweitligageschichte eine bessere Heimbilanz. 75% Siegquote ist mit großem Abstand das Beste, was der SVS in seinen 10 Jahren zweiter Liga vorzuweisen hat. Und das muss heute als besondere Statistik ausreichen. Positiver kann man diese Kategorie eigentlich nicht füllen. 

Ein Blick auf den Gegner 

Ein Ziel dieses Blogs war und ist es ja auch immer die gegnerischen Vereine besser kennenzulernen. Dabei hilft mir diese Woche Sascha, 31 Jahre der Region Hannover. 2005 erlebte er sein erstes Spiel mit 96. Höhepunkte waren natürlich die Europa Zeiten, wo  er zwischen 2010-2014 so gut wie allen Spiele (Heim /Auswärts) besuchte. Seit er vor 1,5 Jahren Vater wurde, beläuft es sich eher nur noch auf die Heimspiele. Ein weiteres Augenmerk liegt bei Sascha auch auf der U23, die er schon immer gerne verfolgt hat. Wer mehr von ihm lesen möchte, kann Sascha auf Twitter unter @KornCola96 folgen. Und jetzt viel Spaß mit seinen Antworten auf meine Fragen. 

Nach 4 Siegen am Stück gab es ausgerechnet gegen die Braunschweiger Eintracht die ersten Punktverluste seit mehreren Wochen. Wie lief das Derby aus deiner Sicht?

In der 96 Twitter Bubble, war man sich nicht so ganz einig, wie man das Spiel Einordnen soll. Vor dem Spiel wollte ich natürlich nichts anderes als drei Punkte, nach dem Spielverlauf muss man allerdings mit einem Punkt zufrieden sein. Die Mannschaft aus Braunschweig war einfach ein Stück weit griffiger und hat das Spiel besser angenommen. Chancen um das Spiel Siegreich zu bestreiten, hatten wir ( vor allem Nielsen) aber uns hat das nötige Spielglück gefehlt, so wie wir es z.B beim Auswärtsspiel in Rostock hatten. Insgesamt war das ein verdientes unentschieden, und wir sind somit 5 Spiele am Stück ungeschlagen. 

Die Erwartungen an 96 waren hoch nach den Aktivitäten im Sommer. Der Saisonstart lief schleppend bis schlecht, konnte aber wie angesprochen revidiert werden. Wie weit siehst du die Mannschaft nach 8 Spieltagen und was ist deiner Meinung nach wirklich möglich diese Saison?

Der Saisonstart verlief sehr unglücklich. Man verlor zum Saisonstart in Kaiserlautern in der 92 Minute einen Punkt und beim Heimspiel gegen St.Pauli in der 95 Minute 3 Punkte. Hätte man diese 4 Punkte geholt, würde keiner über einen schleppenden Saisonstart sprechen. Leitl hat in den ersten Spielen mit seiner Wunschformation der Raute im Mittelfeld gespielt. Irgendwie hat es immer ein wenig so gewirkt, als passt diese Formation nicht zur Mannschaft. Zum Auswärtsspiel in Magdeburg stellte der Trainer dann auf 3er bzw. 5er Kette um und setzte die Stammspieler Besuschkow sowie Schaub auf die Bank. Die beiden Youngsters Tresoldi und Leopold haben die beiden ersetzt und stehen seitdem in der Startelf. Das Spiel in Magdeburg konnte man mit 4:0 Siegreich bestreiten und seitdem hält der Trainer auch an dieser Formation fest. Man hat das Gefühl das Leitl ein System gefunden hat was zu der Mannschaft passt. Ein Tabellenplatz in der Region 5-9 halte ich für absolut möglich. Auch ein Blick nach weiter oben ist sicherlich nicht unmöglich.

Bei 16 Neuzugängen verliert man als Außenstehender leicht den Überblick. Welche Transfers würdest du besonders hervorheben, wenn du auf die diesjährigen Zugänge schaust? Wer hat die Qualität um 96 auf ein neues Level zu heben?

Für mich Top Neuzugang ist Havard Nielsen. Hinter unseren beiden Spitzen Tresoldi und Beier ist er der absolute Leader auf dem Platz. Er führt die beiden Jungen vor sich und ist sich nicht zu schade, auch ordentlich mit nach hinten zu arbeiten. In den Acht Saisonspielen traf er schon 4-mal und hat eine Torvorlage gegeben. Direkt dahinter würde ich Fabian Kunze einordnen. Ein Sechser, wie wir ihn schon länger gesucht haben. In den ersten Saisonspielen hat er sich in jedem Spiel ein Gelbe Karte abgeholt. Das beschreibt seine robuste Spielweise denke ich ganz gut. Der dritte im Bunde ist Derrick Köhn. Von Wilhelm II gekommen, und der einzige Spieler für den wir eine Ablöse bezahlt haben. Er hat eine wahnsinnige Geschwindigkeit auf dem Außen und sucht auch immer wieder den eigenen Abschluss. Leider leidet seine eigentliche Aufgabe als Linker Verteidiger etwas unter seinem schnellen Offensivspiel. Dies wurde von Leitl auch schon angesprochen und man arbeitet daran. Wenn er hinten noch sicherer wird, kann ich mir vorstellen das er spätestens zur übernächsten Saison gewinnbringend Verkauft werden wird.

Auf der Abgabenseite findet man ebenfalls eine zweistellige Anzahl an Spielern. Welchen davon vermisst du im aktuellen Kader und welcher könnte dem Verein auch dieses Jahr noch helfen?

Ehrlich gesagt fallen mir nach der eher miserablen und mit teilweise Abstiegssorgen geprägten Saison nicht viel ein. Menschlich sicherlich Niklas Hult. Für viele war das ein Publikumsliebling. Sportlich wurde dieser allerdings durch den erwähnten Köhn mehr als gut ersetzt. Ansonsten muss ich sagen, dass mir keiner unserer Abgänge große Schmerzen bereitet hat. Qualitativ haben wir uns auf allen Positionen deutlich verstärkt.

Vor der Saison wechselte Phillip Ochs aus Hannover nach Sandhausen? Warum glaubst du konnte er sich in 3 Jahren in Hannover nie wirklich durchsetzen?

Ochs hatte in seiner Zeit bei uns keinen Trainer, der wirklich mal dauerhaft auf ihn gesetzt hat. Insgesamt hat er 52 Spiele für uns gemacht aber sehr selten über die vollen 90 Minuten. Ganz oft stand er auch mehrmals hintereinander nicht im Kader, um dann wieder für 2-3 Spiele zu spielen. Also wurde er hier quasi nur als reiner Back Up Spieler gesehen. Wenn er gespielt hat, hat er seine Sache aber sehr ordentlich gemacht.

Trotz 30 Transfers in Gänze, war die größte Überraschung der neue Trainer. Stefan Leitl, der sicher auch andere Optionen hatte, entschied sich früh für 96. Wie fällt dein Urteil über den neuen Mann an der Linie nach 9 Pflichtspielen aus und was erhoffst du dir noch von ihm?

So richtig erklären, warum Leitl sich für 96 entschieden hat, kann hier in Hannover keiner. Evtl. Spielen die ehemaligen Verbindungen zu unserem Sportdirektor Marcus Mann eine wichtige Rolle. Die Perspektive die Ihm hier aufgezeigt worden ist, war wohl sehr Reizvoll für ihn. Mit seiner Verpflichtung hat man auch das komplette NLZ umgekrempelt. Von der Sportlichen Leitung bis hin zu den Trainern im U -Bereich man möchte eine bzw. Leitl seine Spielphilosophie spielen lassen, so dass die Durchlässigkeit für Talente deutlich erhöht wird. Die bereits erwähnten Jungs wie Tresoldi und Leopold sind mittlerweile Stammspieler und auch andere Spieler aus dem U23/U19 Bereich stehen im Kader oder trainieren regelmäßig bei den Profis mit. Er scheut sich auch nicht, dafür gestandene Zweitliga Spieler wie Schaub auf die Bank zu setzen. Wenn er diesen Weg weiter geht, werden wir auf lange Sicht noch eine Menge Spaß haben an einer Jungen Truppe, aus der etwas erfolgreiches heranwachsen kann. Was mir sehr gut gefällt, dass er auch nach Siegen immer und immer wieder in Pressekonferenzen Schwachstellen anspricht, und an diesen arbeitet. Wenn die Entscheider im Verein auch nach eventuellen Rückschlägen Ruhe bewahren, kann hier langfristig mit Mann und Leitl erfolgreich gearbeitet werden.

In Sandhausen konnte Hannover noch nie gewinnen, letzte Saison war 96 neben Dynamo die einzige Mannschaft die beide Duelle gegen den SVS verlor. Was lässt sich Leitl für Freitag einfallen, dass die Bilanz sich nach dem Spiel besser liest?

Unsere Duelle bei euch, waren meist nicht so schön anzusehen, auch wenn ich natürlich gute Erinnerung an unsern Auftritt in unserer Aufstiegssaison habe. Ich vermute, dass Leitl am Freitag Leopold auf der Bank lassen wird, und stattdessen Besuschkow von Beginn an ran darf. Ansonsten glaube ich an keine großen Veränderungen.

Wenn du den Spielverlauf für Freitag vorhersagen müsstest, was für ein Spiel sehen wir und wie geht es aus?

Es wird kein Leckerbissen, davon kann man schon traditionell ausgehen. Beide Mannschaften haben die gleiche Anzahl an Gegentoren bekommen und von daher warte ich ein sehr Mittelfeld lastiges Spiel. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr relativ früh in Führung gehen werdet und wir Spät ausgleichen. Das Spiel wird 1:1 enden. Tor auf unserer Seite von Hendrick Weydant. Dieser wird nach seiner Verletzungspause in der 80 Minute eingewechselt und trifft dann.

Auch wenn das Thema sicher nervig ist, wir kommen nicht drum rum. Im August wurde Martin Kind angeblich entlassen, dann klagte er sich wieder ins Amt. Was genau ist damals vorgefallene und was ist da der aktuelle Stand? Aus der Ferne betrachtet ist das alles sehr undurchsichtig und wirkt wie ein schlechter Film.

Leidiges Thema, damit könnte man mittlerweile Bücher füllen. Alleine um das Geflecht aus verschiedenen Gesellschaften zu verstehen, das Kind sich hier aufgebaut hat braucht man schon eine Weile. Wer sich wirklich intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich auf YouTube den Account: 1896 –Explained. Dort werden die Strukturen, und der aktuelle Streit relativ anschaulich erklärt. Die E.V Seite (Mutterverein und quasi Anti Kind Lager ) hat Martin Kind im August als Geschäftsführer der Profigesellschaft KGaA abberufen. Als Gründe wurden ausbleibende vereinbarte Zahlungen, Alleingänge und verwehrte Informationen angeführt. Mittlerweile beschäftigt das Thema mal wieder die Gerichte. Kind hat sich im Anschluss daran im Eilverfahren beim Landgericht Hannover das Recht erwirkt die Tätigkeit bis zur Hauptverhandlung weiter ausführen zu können. Die e.V. Seite hat beim Oberlandesgericht in Celle wiederum dagegen Berufung eingelegt. Heute am 12.September hat dies aber das Urteil vom Landgericht Hannover bestätigt. Endgültig ist das Urteil aber noch nicht. Es gibt eine Begründungsfrist bis zum 17. Oktober. Der Mutterverein könne in einer neuen Stellungnahme neue Gründe nachliefern, warum Kind abberufen werden soll. Das Landgericht in Hannover hatte bereits in seinem Urteil klargemacht, dass laut Gesellschaftsvertrag allein der Aufsichtsrat über die Bestellung und Abberufung des Geschäftsführers entscheide. Dort sitzen von Kapitalseite und e.V. jeweils zwei Vertreter. Da der Aufsichtsrat bewusst aus gleichstarken Lagern gebildet sei, dürfe der Verein die Entscheidung nicht einseitig an sich ziehen. Das endgültige Urteil wird also nach dem 17.Oktober erwartet. Spannend wird auch sein, wie die DFL auf das Theater reagiert.

3 Fragen zum SVS von … Sascha

Ihr spielt ja Mittlerweile schon ganze 10 Jahre in Liga Zwei und seit damit ja für viele die Mannschaft der zweiten Liga. Das meine ich persönlich auch nicht abwertend, sondern ich finde das eher bewundernswert wie kontinuierlich bei euch gearbeitet wird. Wo seht ihr euch eigentlich selber? Gibt man sich mit der Rolle zufrieden oder sagt ihr nach 10 Jahren, das auch mal der Aufstieg als Ziel ausgeben werden soll? Welche Erwartungshaltung habt ihr als Fans wo der SVS sich in den nächsten 5 Jahren hin entwickeln soll?

Das sind ja Mehrere Fragen auf einmal. Da ich selbst noch nicht allzu lange dabei bin, kann ich sicher nicht für die Allgemeinheit sprechen. Ich glaube, dass der SVS in seiner jetzigen Verfassung sächlich anstößt. Sicherlich ist Ihnen einen guten Saison mehr drin als Abstiegskampf und das im Fußball viel passieren kann ist bekannt. jedoch wird auch in absehbarer Zukunft alles über Platz 10 eine Sensation darstellen. Sicher kann durch kontinuierliche Arbeit ein Fundament gebaut werden, auf dem langfristig doch noch mal ein bisschen mehr entstehen kann. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass die Art von Fußball, die der SVS seit Jahren spielt, nicht ausreicht um im oberen Drittel der zweiten Liga mitzuspielen. Das was aktuell gemacht wird, kann ausreichen um über Jahre da zu bleiben wo man sich befindet, für mehr. Reicht es meiner Meinung nach mehr Mut. 

Ob das hier in Sandhausen allen reicht? Ich kann es nicht beurteilen. Schaut man sich die Infrastruktur an und das Drumherum an, dann kann man eigentlich nur stolz sein, auf das was geleistet wird. Natürlich will man als Fan immer den maximalen Erfolg und auch in Sandhausen schaut man sich lieber nen 4:3 Heimsieg wie ein 0:0 an. Aber man muss eben auch realistisch sein. Und ich glaube das ist der harte Kern, der immer im Hardtwaldstadion ist, auch. Da wird viel gemotzt, aber beim nächsten Spiel sitzt oder steht man doch wieder auf seinem Stammplatz

Schaut man sich euren Kader an, stehen ja immer mehr Namenhafte Spieler bei euch im Aufgebot. Was macht den SVS für Spieler in der 2ten Liga so reizvoll?

Vielen Spielern wird ja nachgesagt, dass sie sich hier in Sandhausen einen ruhigen Abschied aus dem Profigeschäft gönnen. Wenig Trubel, wenig Gegenwind, angemessen Gehalt. Die Voraussetzungen könnten schlechter sein. Jedoch täuscht das Bild. Bis auf Contento, Diekmeier und Esswein sind die wenigsten Verpflichtungen des SVS in den letzten Jahren in vielen Notizblöcken aufgetaucht. Und 2 von 3 aufgezählten bringen immer noch mehr oder weniger gute Leistungen für den Verein. 

Viel mehr schafft es der Verein tatsächlich als eine Art Rettungsstation zu fungieren, für Spieler die ihre Karriere wieder anschieben wollen oder eben den nächsten Schritt bei einem Team eine oder zwei Schubladen höher nicht geschafft zu haben. Bestes Beispiel dafür ist ja der Hannover noch nicht vergessene Tom Trybull, der die Chance Sandhausen mehr als genutzt hat. Aber auch andere Namen wie Cebio Soukou, Dario Dumic oder ganz aktuell David Kinsombi können in dieser Reihe aufgezählt werden. Alle haben in Sandhausen wieder mehr oder weniger zurück zu alten Stärken gefunden und werden überregional besser bewertet als noch auf ihren letzten Stationen. 

Woran das liegt? Sicherlich auch an den eingangs aufgeführten Punkten. In Sandhausen kannst du dich als Spieler glaub ich wirklich aufs wesentliche konzentrieren. Ich stell es mir gern als so eine Art fußballerische Selbstfindungsreise vor. Raus aus dem ganz großen Zirkus und dem Luxus und dieser Blase und rein ins idyllische weniger luxuriöse  Dorfleben. Das ist auch nicht die Wahrheit, dessen bin ich mir bewusst. Jedoch wird es einen Teil dazu beitragen, dass es kaum Presse gibt, die über den Verein berichtet und somit ein arbeiten sicher besser möglich ist als in Hamburg, Berlin oder Hannover. Ach ja, und Geld gibt es sicherlich auch noch zu verdienen. Ich geh nicht davon aus das die Spieler mit verzehrgutscheinen vom Hotel Bauer abgespeist werden.

Da ich von eurer Jugendarbeit noch nicht so viel mitbekommen habe, wie ist dort euer weg? Wie schaut es in Sachen NLZ aus, und wie Nachhaltig (Transfers etc.) wird dort gearbeitet? Eine U23 habt ihr ja nicht. Wie stehen die Chancen von Jugendspielern in den Kader zu kommen?

Auch da kann ich nicht viel sagen, da es seit dem ich den SVS begleite keine Zweitvertretung mehr gibt. Mit der Saison 2020/2021 wurde die U23 vom Spielbetrieb abgemeldet und der Fokus sollte auf das NLZ gelegt werden. 

Im Zuge dessen kam es zu einer Umstrukturierung des NLZ´s durch die gewisse Dinge optimiert und weiterentwickelt werden sollten. Dies nicht nur im sportlichen Bereich, sondern eben auch bei der Infrastruktur, den internen Ausstattung und der Außendarstellung. Ziel sollte es sein, innerhalb von 2-3 Jahren mit allen Jugendteams in die höchstmögliche Spielklasse einzuziehen. In der aktuellen Saison ist man mit der U19 und U17 in der Oberliga BaWü, der U16 und U14 in der Verbandsliga und der U15 in der Regionalliga Süd vertreten. Gerade in den beiden oberen Altersklassen wäre es hinsichtlich der Profimannschaft natürlich wünschenswert, wenn auf Sicht der Sprung in die Juniorenbundesliga geschafft werden könnte. Jedoch ist eben auch im Nachwuchsbereich der Standort Sandhausen für aufstrebende Talente nur selten attraktiver wie die NLZ´s aus Sinsheim, Stuttgart, Karlsruhe und co. Zumal mit Astoria Walldorf nur 3km weiter ein U19 Bundesligisten wirklich gute Arbeit leistet und somit ein weiterer Konkurrent im Werben um talentierte Jugendspieler vorhanden ist. 

Aktuell stehen mit Benedict Grawe und Vincent Schwab zwei Spieler aus den eigenen Juniorenteams im Zweitliga-Kader. Beide kamen jedoch noch zu keinem Einsatz bei den Profis und dürfen froh sein, wenn sie von Alois Schwartz ab und an in den Spieltagskader berufen werden. Nichtsdestotrotz sind die Verantwortliche voll des Lobes für die beiden Youngsters und bescheinigen immer wieder gute Leistungen im Training. Wenn du aber wissen willst, wer der letzte Jugendspieler war, der aus der Jugend des SVS den Sprung zu den Profis oder überhaupt in den Profifußball geschafft hat, muss ich leider passen. Und das zeigt ja dann doch auch, dass die Durchlässigkeit noch verbessert werden kann. 

Da da aber wie bereits angesprochen in den letzten Jahren viele Veränderungen angesprochen wurden und im Zuge der Geländeerweiterung auch die Rahmenbedingungen verbessert werden sollen, bleibt dem SVS ja auch noch etwas Zeit auf diesem Feld zu anderen Zweitligisten aufzuschließen. Gerade auf der Ebene des Nachwuchsfussballs werden die Vereine ja von der DFL auch gezwungen, was grundsätzlich total positiv zu sehen ist, aber Vereine von der Größe des SVS eben auch vor Herausforderungen stellt. Das die jedoch angenommen werden finde ich schon ein gutes Zeichen des Vereins. 

Voraussichtliche Aufstellungen

So könnte der SV Sandhausen auflaufen:

So könnte Hannover 96 auflaufen:

#113 – 8. Spieltag: FC St. Pauli – SV Sandhausen

Das Spiel 

Zum letzten Auswärtsspiel vor der kommenden Länderspielpause reist der SV Sandhausen am Sonntag den 11.9.2022 zum Gastspiel ans Hamburger Millerntor. Die Partie gegen den FC St. Pauli wird um 13:30 Uhr im Millerntor-Stadion angepfiffen. Dann trifft der Zehnte auf den 13. der aktuellen Zweitligatabelle. Nach sieben gespielten Partien haben die Hamburger neun Punkte auf ihrem Konto, die Gäste aus Sandhausen sieben. Beide Teams konnten nur eines der letzten fünf Pflichtspiele gewinnen. Bei den Hausherren ist dies drei Spiele, bei den Gästen bereits vier Spieler her. Für beide Mannschaften wird es also Zeit, den Trend wieder in die richtige Richtung umzuleiten. Die Hausherren trennten sich am vergangenen Spieltag 2:2 von der Spvgg Greuther Fürth, wo sie das zweite Mal in Folge in der Schlussphase einen 1:2 Rückstand noch zu einem Punktgewinn drehen konnten. Der SV Sandhausen kam im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht über ein 0:0 hinaus, konnte jedoch dadurch den Abwärtstrend nach 3 Niederlagen in Folge zumindest etwas abfedern. 

Der vergangene Spieltag 

„Nach drei Niederlagen sind wir froh, heute zu Null gespielt und die Grundtugenden auf den Platz gebracht zu haben.“ (Patrick Drewes)


„Ich denke, wir haben ein gutes Spiel gemacht und konnten die Verlierer-Straße verlassen, das tut uns gut.“ (Mey Papela) 

„Dennoch haben wir volles Vertrauen in unsere Mannschaft, die das super verteidigt hat. Die Mannschaft hat sich auch aufgrund der Ausgangssituation ein großes Lob verdient.“ (Mikayil Kabaca)

„In den letzten drei Spielen haben wir gesehen, was ein Punkt wert ist. Die Vorzeichen vor dieser Partie waren nicht so gut, wir haben drei knappe Niederlagen hinter uns, dann kommen die schwerwiegenden Ausfälle hinzu.“ (Alois Schwartz)

Das war nur eine Auswahl an verschiedenen Stimmen zum Spiel des SV Sandhausen  gegen den 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Wochenende. Wie man unschwer erkennen kann, sind die Protagonisten des SVS mit der Punkteteilung gegen die Aufsteiger aus der Pfalz durchaus zufrieden. In jedem Interview konnte man heraushören, dass das Spiel gegen den FCK als Schritt in die richtige Richtung gewertet wurde. Sicherlich ist das eine Möglichkeit der Interpretation. Menschen, die das Glas immer halbvoll sehen, würden bei der Bewertung der Partie sicher in die gleiche Richtung argumentieren. 


Pessimisten, die das Glas des Öfteren eher halbleer sehen, könnten es jedoch auch besorgniserregend finden, dass mit keiner Silbe die vergebene Möglichkeit auf drei Punkte erwähnt wird. Natürlich ist das Selbstvertrauen nach 3 knappen Niederlagen in Folge etwas angekratzt und auch die wirklich verheerende Verletztenmisere der vergangenen Wochen macht das Ausgangssituation nicht besser. Nichts desto trotz muss es doch der Anspruch des SV Sandhausen sein, einen Aufsteiger im eigenen Stadion in einem Spiel mit solch einem Verlauf wie am vergangenen Sonntag besiegen zu können. 

Sicher war die Leistung gegen Kaiserslautern ein Schritt in die richtige Richtung. Jedoch stellt sich die Frage, warum man in einem Spiel wie diesem nicht in der Lage ist mit spielerischen Elementen das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und konsequent auf drei Punkte zu spielen. Die defensive Stabilität konnte zwar über 90 Minuten aufrechterhalten werden, jedoch hat sich ein weiteres Mal deutlich gezeigt, dass der SVS mit seiner offensiven Spielidee in der zweiten Liga immer wieder an  Grenzen stößt und stoßen wird. Gegen einen Gegner der wie man selbst auch sehr massiv in der Defensive steht, waren nur wenige Ideen zu sehen, die über das wenig effektive hoch und weit hinausgehen. Ging es dann doch mal schnell und zielstrebig über die Außen nach vorne, wurde es jedes Mal gefährlich. Dass man jedoch diese Art des Spiels nur sehr selten wählt und stattdessen immer wieder die Offensivkräfte in aussichtslose eins gegen drei Duelle durch lange Bällen schickt, bleibt dem Pessimisten in mir ein Rätsel.

Ebenfalls negativ aufgefallen ist mir, die Art und Weise wie das Spiel gegen Ende der Partie dann nach Hause verwaltet wurde. In einem vollen Stadion wie am vergangenen Sonntag, bei dem die Atmosphäre endlich mal wieder etwas stimmungsvoller war, schaffte es die Mannschaft tatsächlich eine heiße Schlussphase durch Zeitspiel und Querpässe in der Defensive auslaufen zu lassen. Das war vielleicht sogar das enttäuschendste an diesem Nachmittag. Gegen gut eingestellte Lauterer wäre an diesem Nachmittag mit etwas mehr Mut und etwas mehr Engagement mehr drin gewesen als die erreichte Punkteteilung.

So erlebten die gut 11.0500 ZuschauerrInnen am Hardtwald ein unglaublich unattraktives und, man kann es fast nicht anders sagen, schlechtes Zweitliga Fußballspiel. Während beide Fanlager auf den Rängen ihr Team nach Kräften unterstützen, hätte man sich von den 22 Protagonisten auf dem Feld das ein oder andere Mal einen ähnlichen Einsatz gewünscht. 

Den alles in allem eher ernüchternden Nachmittag machte dann die Erfahrung in einem fast vollen Hardtwaldstadion rund. Während bereits bei der Einlasskontrolle die Sicherheitskräfte den Überblick zu verlieren schienen, den Gästen bei fast 30 grad und Sonnenschein die Sonnencreme abgenommen wurde, so ergab sich auch im Umlauf des Stadions kein besseres Bild. Teilweise bis zu 50 m lange Schlangen bildeten sich vor den Getränke- und Essensausgaben, wo man im Durchschnitt zwischen 35 und 40 Minuten auf sein Getränk warten musste. Gerne hätte man sich das Anstehen erspart, was aber bei den Temperaturen leider nicht möglich war. Die Alternative dazu war während dem Spiel zu gehen, was aber hoffentlich niemand ernsthaft als gangbare Lösung ansehen möchte. Abgerundet wurde das Bild der Überforderung dann nach Spielende als viele der angereisten ZuschauerInnen an den von der Polizei zugewiesenen Parkplatz kamen und dort eine Verwarnung des Ordnungsamtes vorfanden. Das, wie auch das Versagen der Fremdfirmen ist zunächst mal nicht dem Verein anzulasten, bleibt aber in letzter Konsequenz immer an ihm Haften. Falls man mal wieder nach Gründen sucht, warum außerhalb von Topspielen das Hardtwaldstadion nur selten zu mehr als einem Drittel gefüllt ist, könnte ein Nachmittag wie dieser ein Grund sein. Man sollte sich fragen warum jemand  nach einer solchen Erfahrung wie beim Heimspiel gegen Kaiserslautern überhaupt den Drang verspüren sollte, sich so etwas ein zweites Mal an zu tun. Ich komme natürlich auch beim nächsten Spiel wieder, was bleibt mir auch anderes übrig!? meine 4 BegleiterInnen wohl aber eher nicht. Und damit wurde wie so oft die Chance vertan, potenziellen ZuschauerInnen über einen positiven Stadionbesuch im Kopf zu bleiben. 

Die besondere Statistik

Hier schauen wir heute mal auf die direkten Duelle der beiden Teams. Mit dem FC St. Pauli und dem SV Sandhausen treffen ja die Urgesteine der aktuellen zweiten Liga aufeinander. Während die Hamburger im 12. Zweitligajahr in Folge sind, ist es bei den Kurpfälzern das 11. Somit sprechen wir also über 20 Duelle in 10 Jahren in Liga Zwei. Pokalduelle kamen keine dazu, was die Auswertung etwas präziser werden lässt. 

In den 20 Aufeinandertreffen ging der FCSP nur in 5 Partien als Verlierer vom Platz. Die anderen 15 Spiele konnten sie entweder gewinnen (8x) oder zumindest eine Punkteteilung (7x) erzwingen. Was in der Gesamtbilanz auffällig und dadurch auch besonders ist, ist die Tatsache das der Sportverein trotz dieser negativen Bilanz mit einem positiven Torverhältnis aus dem Vergleich raus geht. Bei 26 Gegentreffern konnten die Sandhäuser ganze 27 eigene Tore erzielen welche letztendlich jedoch nur zu 5 Siegen reichten. 

Noch kurioser wird diese Tordifferenz wenn man sich nur die Spiele am Millerntor anschaut. In Hamburg kam der SVS in seinen 10 Gastspielen insgesamt nur auf 9 Tore und konnte bei 3 Unentschieden auch nur 1-mal gewinnen. Dieser ominöse 1.3 Erfolg des SVS liegt bereits 7 Jahre zurück und auch der letzte Punktgewinn ist schon über 4 Jahre her. Alles keine guten Voraussetzungen um am Sonntag mit einer positiven Grundeinstellung nach Hamburg zu reisen. 

Um die Auswärtsfahrt trotzdem mit einem positiven Gefühl anzugehen muss man noch etwas tiefer in die Statistik einsteigen. Macht man das jedoch, findet man heraus das die beiden Toptorjäger dieses Duells Daniel-Kofi Kyereh mit 3 und Guido Burgstaller mit 2 Toren sind. Und da liegt dann auch die Hoffnung meinerseits, da dies die Tore sind die den Hamburgern die letzten 2 Heimseige in 2021 (2:1, 3:1) bescherten. Rechnet man die Treffer raus, stehen da zwei 0:1 Siege des SVS. Und damit wären wir denk ich alle mehr als zufrieden. 

Ein Blick auf den Gegner 

Ein Ziel dieses Blogs war und ist es ja auch immer die gegnerischen Vereine besser kennenzulernen. Dabei hilft mir diese Woche Casche vom über die Hamburger Stadtgrenzen bekannten Blog & Podcast MillernTon. Er selbst geht seit dem Jahr 2000 ans Millerntor, ist Mitglied des Fanclubs Bolzinferno, auf Twitter als @bltgrtsche unterwegs und spielte selbst aktiv 10 Jahre bei den 5. Herren des FC St. Pauli. Beim MillernTon ist er seit 2020 Teil der Crew, die sich um die VDS/NDS Gespräche kümmert, die sich vor und nach jedem Spiel mit ExpertInnen rund um den gegnerischen Verein kümmert. Casche selbst zeichnet an diesem Spieltag für die Folgen rund um das Spiel gegen den SVS verantwortlich und begrüßt am Donnerstag vor und Dienstag nach dem Spiel Stefan von Carpe Diem Sandhausen zum Gespräch. Absolute Hörempfehlung meinerseits für die beiden Sendungen, aber auch für das Format überhaupt. Und nun viel Spaß mit Casches Antworten auf meine Fragen. 

Nur ein Sieg aus den letzten 5 Ligaspielen. Beide Teams haben aktuell nicht gerade das was man einen Lauf nennt. Wie würdest du die aktuelle sportliche Situation des FC St. Pauli beschreiben und bewerten?

Ich bin etwas zwiegespalten, betrachten wir den gesamten bisherigen Saisonverlauf, haben wir erst zweimal verloren – wobei mich ehrlich gesagt, die Niederlage gegen Hansa total nervt. Diese war mehr als verdient und wir ließen selbst die Grundtugenden vermissen und will man Timo Schultz in seinen Aussagen nach dem Spiel glauben, wurden auch die klarsten Anweisungen nicht eingehalten. Die drei Unentschieden gegen Hannover, Paderborn und Fürth mit unseren späten Ausgleichstoren zeigen aber, dass die Mannschaft Spiele nicht verloren gibt und bis zum Ende versucht zu scoren. 

Insgesamt merkt man der Mannschaft an, dass sie noch nicht ganz gefestigt ist und sie Zeit für die Entwicklung braucht. Dies fordert auch unser Sportdirektor (nicht ganz uneigennützig natürlich) ein, siehe sein Interview zum Ende der Transferphase. Natürlich fehlen uns die Unterschiedsspieler wie Kyereh und Burgstaller aus dem letzten Jahr sowie weitere Abgänge in der Offensive, die wir für bestimmte Situationen nutzen konnten. Diese junge talentierte Kader kann was werden – oder aber auch nicht.

Am vergangenen Sonntag wurde die zweite Pokalrunde ausgelost. St. Pauli trifft in Runde 2 auf Vorjahresfinalist Freiburg. Somit treffen die zwei Teams aufeinander, die dem Marketingkonstrukt aus Leipzig in den vergangenen Monaten am deutlichsten gezeigt haben das Anerkennung und Akzeptanz nicht käuflich sind. Was ist dein Take zum Los SCF?

Schade, dass Zweitligisten kein Heimrecht mehr haben und für den ein oder anderen auf jeden Fall ein neuer Ground bei einem nicht ganz unsympathischen Verein. Ansonsten ist die Favoritenrolle sicherlich klar verteilt, aber das war sie letztes Jahr bei unserem Sieg gegen den BVB auch. Bezüglich dem Hinweis auf das Konstrukt in deiner Fragestellung verweise ich gerne auf einen Artikel von Maik, der das Ganze noch mal in aller Ausführlichkeit darstellt. Dem kann ich nichts hinzufügen:

(https://millernton.de/2022/08/31/raba-teutonia-und-das-millerntor/)

Auf einschlägigen Internetseiten wechselte Timo Schultz von seinem 4-3-1-2 nach dem Pokalspiel auf ein 4-4-2 mit Doppelsechs, was den Zahlen nach erstmal weniger erfolgreich war. Gibt es Gründe für den Systemwechsel oder ist das nur ein Interpretationsfehler des Internets?

Gute Frage, da ist Tim sicherlich der kompetente Ansprechpartner. Aber ich versuch es mal aus meiner Sicht zu beschreiben. Nach dem Abgang von Kyereh fehlt uns die klare 10, die er in dem System des “Drachenvierecks” gespielt hat. Die Umstellung auf das flache 4-4-2 ist auch der Tatsache geschuldet, dass viele Teams sich auf die vorherige Spielweise ein- und gegen uns mit dem 3-5-2 aufgestellt haben und wir damit in der letzten Halbserie massiv Probleme hatten. Das flache 4-4-2 mit den zwei 6er löst diese Probleme nicht ganz, sie verleiht uns aber etwas mehr Stabilität und Kompaktheit. Wobei wir im Spielverlauf, wie auch gegen Fürth zu sehen war, fluide in das pressingstarke 4-4-2 mit Drachenviereck wechseln.

Mit Daniel-Kofi Kyereh, von dir jetzt schon mehrfach angesprochen, verließ der Unterschiedsspieler der Vorsaison das Team und konnte bisher noch nicht wirklich ersetzt werden. Welche/r Spieler könnte im Laufe der Saison noch in die Rolle hineinwachsen und als positive Überraschung die Saison des FCSP prägen?

Kyereh eins-zu-eins zu ersetzen geht einfach nicht, er ist, wie du richtig anmerkst, ein Unterschiedsspieler. Ich hoffe, auf einen verletzungsfreien Lukas Daschner und Etienne Amenyido, die ihre eigenen Interpretation der Rolle haben. Auch fällt auf, dass Marcel Hartel immer mehr in die Rolle einer Leitfigur schlüpft. Immerhin hat er schon zwei Saisontreffer erzielt.

Leart Paqarada, 50% Eures Kapitänsduos, kam für den SVS in 170 Pflichtspielen zum Einsatz. So richtig klar ist hier am Hardtwald keinem, warum er damals ablösefrei den Verein verlassen durfte und nicht wirklich der Versuch unternommen wurde, ihn zu halten. Wie wird er mittlerweile von den Fans am Millerntor wahrgenommen und wie sehr beeinflussen die zwei aktuellen Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt seine Leistung?

Ich habe den Wechsel auch nicht verstanden, zumal er mir selten so mega aufgefallen ist. Lag aber vielleicht auch daran, dass ich euere Spiele nicht ganz so arg interessiert verfolgt habe. Allerdings kann ich mich erinnern, dass Tim bei seiner Verpflichtung ganz aus dem Häuschen war und die letzten Jahre haben auch gezeigt, dass er der spielstärkste linke Außenverteidiger der zweiten Liga ist. Persönlich hoffe und glaube ich, dass er sich beim nächsten Elfmeter den Ball schnappt und ihn reinhaut. Ich habe aber auch einzelne Stimmen im Block gehört, die Zweifel an seinen defensiven Fähigkeiten haben. Kann ich nicht wirklich verstehen, denn da ist er statistisch gesehen ebenso überragend. Wichtig: Leart hat Swag! Da kann sich Herr Diekmeier mal dran orientieren.

In Fürth stand zum ersten Mal in der Saison wieder Nikola Vasilj im Tor während die bisherige Vertretung Dennis Smarsch nicht mal im Kader auftauchte. Wie wichtig ist Rückkehr Vasiljs für die Stabilität St. Paulis und was bedeutet die Verpflichtung Burcherts für Smarsch?

Kurz zum Hintergrund, warum Smarsch nicht im Kader stand, wollte man Sascha Burchert die Möglichkeit geben, sich von den Fürther Fans verabschieden zu lassen. Zukünftig werden sich Smarsch und Burchert wohl auf der Bank abwechseln. Ein Vertrauensbeweis für Dennis Smarsch war die Verpflichtung von Sascha Burchert sicherlich nicht. Wer das Spiel gegen Fürth gesehen hat, kann aber auch die Einwechslung von Vasilj verstehen. Denn was für eine Souveränität und Sicherheit er unserer unerfahrenen und nicht immer sattelfesten Hintermannschaft vermitteln konnte, wurde schon deutlich.

Will man den Anschluss nach oben nicht verlieren, ist ein Sieg gegen den SVS am Sonntag Pflicht. Wie sind die Ansprüche innerhalb der Fanszene des FCSP formuliert und was ist deiner Meinung nach diese Saison tatsächlich möglich?

Mir steht es nicht zu, über die Ansprüche der gesamten Fanszene zu sprechen. Hierzu empfehle ich unsere Saisonprognose :

Ich glaube, dass wir uns in einem Übergangsjahr befinden und mit den Aufstiegsrängen nichts zu tun haben werden. Am Ende einen Platz unter den ersten 8 wäre ok.

Der letzte Sieg des SV Sandhausen am Millerntor ist bald 7 Jahre her. Auswärts habend je Kurpfälzer das letzte Mal vor knapp 5 Monaten gepunktet. Mehr Favorit geht nicht. Kann der FCSP in der aktuellen Verfassung mit einer solchen Ausgangslage umgehen?

Ich weiß gar nicht, ob wir uns den Schuh der Favoritenrolle anziehen sollten. Wir wollen natürlich zu Hause gewinnen. Aber: Es ist immer schwierig für uns gegen kompakt stehende, zweikampfharte und -starke Mannschaften zu spielen. Und schön waren die Spiele in der Vergangenheit gegen euch nie.

Wenn du den Spielverlauf für Sonntag vorhersagen müsstest, was für ein Spiel sehen wir und wie geht es aus?

Wir werden versuchen, das Spiel anfangs durch hartes Pressing zu beeinflussen und schnell vor euer Tor und damit in Abschlussnähe zu kommen. Da ich vermute, dass ihr uns längere Ballbesitzphasen gestattet und dann nach Ballbesitz schnell über eure Außenspieler in unser letztes Drittel kommen wollt, kann ich mir vorstellen, dass es wir wie gegen Fürth viel rotieren werden um euch aus der Formation zu locken. Es wird in dem Spiel m. E. viel um intensive Zweikämpfe und Laufbereitschaft gehen – bedeutet auch, dass es zwar nicht schön wird aber sehr leidenschaftlich und dafür müssen wir dann auch bereit sein.

Zum Schluss nochmal kurz weg vom sportlichen. Im Juli stiegen Oke Göttlich und einige seiner Vorstandsmitglieder aus dem Ehrenamt aus und werden nun für ihre Arbeit im Präsidium entsprechend entlohnt. In einem Beitrag auf MillernTon.de titelte Tim: „folgerichtig, aber fragwürdig“. Wie stehen die Fans des FCSP im allgemeinen diesem Schritt der Professionalisierung gegenüber?

Zunächst: Aus dem Ehrenamt komplett raus ist tatsächlich nur Oke Göttlich als Präsident. Zwei Vizepräsident*innen sind weiterhin teilweise im Ehrenamt tätig, aber zumindest anteilig jetzt auch hauptamtlich tätig – wie auch immer dies konkret unterteilt wird.

Die Meinungen der FCSP-Fanszene sind ja, von einigen wichtigen Grundwerten mal abgesehen, selten homogen, sondern meist recht unterschiedlich. Hier würde ich aber schon vermuten, dass Tims „folgerichtig, aber fragwürdig“ zumindest ein recht häufiges zustimmendes Murmeln auslöst.

„Folgerichtig“, weil wir ein millionenschweres Unternehmen sind, welches nicht mehr von einem ehrenamtlichen Präsidium geführt werden sollte, welches dann aber auch noch persönlich haftet. Wer tut sich das schon freiwillig bei dem Zeitaufwand an?

„Fragwürdig“ ist also nicht der Fakt, sondern nur der Weg dorthin und die zeitliche Abfolge. Aus Sicht vieler wäre es der sauberere Weg gewesen, bei der anstehenden Mitgliederversammlung auch das offizielle „Ja, gute Idee“ der Mitglieder als Zustimmung mitzunehmen, welches sehr wahrscheinlich auch so gekommen wäre. Stattdessen hat man auf der letzten MV noch bestritten, dass man derartiges plane – obwohl es laut Satzung auch schon länger möglich gewesen wäre, da die Beschlussgewalt dem Aufsichtsrat obliegt. Die offizielle Begründung für den Umschwung sind die gewachsenen Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise.

3 Fragen zum SVS von … Casche  

Wie sehr beeinflussen die Kinsombi-Brüder euer Spiel und warum?

Eine wirklich schwer zu beantwortende Frage, die man in mehreren Teilen beantworten muss. 

Die beiden kamen ja mit unterschiedlichen Voraussetzungen an den Hardtwald. Christian, der jüngere kam im Sommer 2021 als hoffnungsvolles Talent vom Drittliga-Absteiger KFC Uerdingen wo er im Abstiegsjahr auch eher auf eine durchwachsene Runde blicken konnte. David, der ältere von beiden hingegen kam als gestandener Profi der schon nachgewiesen hat Leistungsträger und Führungsspieler sein zu können in diesem Sommer von euren Nachbarn aus Hamburg. An beide gab und gibt es also unterschiedliche Ansprüche, in wie fern sie welchen Einfluss aufs Spiel haben können und nehmen sollen. 

Christian brauchte auch das erste halbe Jahr um in Sandhausen anzukommen. Mit der positiven Entwicklung der Mannschaft im Frühjahr 2022 kam auch Kinsombi besser in Schwung und kam auf immer mehr Einsatzzeiten und auch zwei Tore im Abstiegskampf, der ja bekanntlich erfolgreich gestaltet werden konnte. Eine seiner beeindruckendsten Szenen in dieser Halbserie dürfte auch beim FCSP noch in eher weniger guter Erinnerung sein. Beim 1:1 im Frühjahr erkämpfte er sich kurz nach seiner Einwechslung und vor Spielende einen verlorengeglaubten Ball an der Außenlinie und sorgte durch eines seiner typischen Dribblings für den Eckstoß, der zum späten Ausgleich führte. Eine Szene die Christian Kinsombi gut beschreibt, da er durch sein Engagement und seine Geschwindigkeit in Dribblings und im Gegenpressing immer ein belebendes Element für das Offensivspiel des SV Sandhausen sein kann. Allzu oft taucht er jedoch auch leider ab oder reibt sich im Verbund mit seinen Kollegen im Mittelfeld an der defensive Ausrichtung des Teams auf. In einem offensiveren Spielsystem würden die Stärken eines Christian Kinsombi deutlicher zum Vorschein kommen. In Spielen, die aufgrund von Kleinigkeiten zu Gunsten des SVS laufen, ist er stets ein belebendes Element gewesen und sorgte auf seiner linken Seite oft für gefährliche Situationen. Ein Unterschiedsspieler ist er zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht. Das er das in Zukunft aber noch werden kann, ist definitiv nicht auszuschließen. 

Unterschiedsspieler hingegen soll und kann sein größerer Bruder David sein. Als Königstransfer der abgelaufenen Transferphase präsentiert, versprach man sich in Fankreisen des SV Sandhausen eine deutliche Verbesserung im spielerischen Bereich durch den großen Kinsombi. Hat er sich doch in seiner bisherigen Karriere, die er als Innenverteidiger startete, immer weiter nach vorne auf dem Spielfeld durchgearbeitet. Somit war die Hoffnung in Sandhausen groß, dass er als zentraler Mittelfeldspieler das doch eher rudimentäre Offensivspiel mit seiner Qualität auf ein neues Niveau heben kann. Nun kam es jedoch, auch aufgrund von Verletzungen, dazu das David Kinsombi seine bisherigen Spiele im schwarz-weißen Trikot überwiegend auf der rechten Außenbahn bestreiten musste. Sein Traumeinstand gegen Bielefeld war natürlich sensationell, die Perfomance konnte er jedoch nicht in die weiteren sieben Partien retten. Auch ihm ist der aktuelle Leistungsabfall der Mannschaft anzumerken. Es wird sich zeigen ob er in solchen Situationen als die erhoffte Verstärkung vorangehen und seinen Teil dazu beitragen kann, die Mannschaft aus dieser Mini-Krise heraus zu führen. Rein von seiner Qualität und Erfahrung her, muss das auch der Anspruch eines David Kinsombi in Sandhausen sein.

Um den Bogen noch mal auf deine Frage zu spannen, muss man sagen dass der Einfluss der Kinsombi Brüder auf das Spiel des SVS wesentlich höher sein könnte, als er jetzt in den vergangenen Wochen war. Und as trotz der 3 Tore von David, die zu 6 Punkten führten. Sicherlich hat das auch mit dem Negativtrend der gesamten Mannschaft zu tun aber gerade vom großen Bruder erwartet man, dass er solchen Trend abwenden beziehungsweise umkehren kann. 

Bringen beide das auf den Platz, was man an guten Tagen bereits von Ihnen gesehen hat, dann bereichern Sie das Spiel des SV Sandhausen enorm.

Wie will Alois Schwartz die eklatante Auswärtsschwäche des SVS abstellen?

Ich glaube man muss das in Sandhausen etwas differenzierter sehen als bei anderen Vereinen. Wer das letzte Heimspiel gegen Kaiserslautern gesehen hat, dem wurde klar dass auch nominelle Heimspiele am Hardtwald gegen bestimmte Mannschaften zu faktischen Auswärtsspielen werden können. 

Da das Fan-Interesse am Standort Sandhausen so ist wie es eben ist, kommt es selten dazu, dass die Mannschaft durch eine außergewöhnliche Stimmung vorangetrieben wird. Um das klar zu sagen: Das ist kein Vorwurf an uns Fans in Sandhausen, sondern leider einfach ein Fakt. Man kann stolz auf das sein, was die Fans hier tuen, muss aber auch anerkennen, dass es eben nicht vergleichbar ist mit anderen Vereinen. 

Das Spielsystem von Alois Schwarz unterscheidet sich nur seltenst zwischen Heim – und Auswärtsauftritten. In 99 % der Spiele tritt der SVS in der Rolle des Underdogs an und geht auch mit einer dementsprechend taktischen Einstellung ins Spiel. Da geht es dann oft darum dem Gegner den Ball zu überlassen und durch gezieltes Pressing überraschende Umschaltmomente zu generieren, die man dann im Optimalfall zu Toren verwertet. Ansonsten liegt der Fokus wie in den letzten Jahren auch darauf, defensive Stabilität aufzubauen und über 90 Minuten aufrecht zu halten. Trifft der SVS dann auf eine Mannschaft, die entweder die wenigen Chancen die sich bieten konsequent nutzt oder aber über 90 Minuten auch eher den Fokus auf die Defensive legt wie Kaiserslautern oder Kiel, dann kommt es aufgrund mangelnder Möglichkeiten in der Offensive oft zu knappen Niederlagen oder eben Punkteteilungen. 

Die Frage ist also nicht wie die eklatante Auswärtsschwäche in den Griff zu bekommen ist, sondern ob das Trainer Team um Alois Schwarz es schaffen wird einen Plan B zu finden, der den typischen Alois Schwartz Fußball ersetzen kann, wenn es nötig ist. 

Sollte es wieder eine ähnliche aufreibende Saison im Abstiegskampf werden wie vergangenes Jahr, freue ich mich übrigens darüber das dieses Jahr die Punkte zu Hause geholt werden. Vergangenes Jahr beendete man die Heimsaison nämlich auf Rang 16, während man die Saison auf fremdem Platz auf Rang 6 beendete. 

Wer hat neben Dennis Diekmeier überhaupt noch Swag in der Mannschaft?

Da ich einer der wenigen Instagram-Verweigerer meiner Generation bin, fehlen mir die Einblicke in das Privatleben der Spieler nahezu komplett. Glaubt man jedoch dem, was man im Vereins Podcast von einigen Spielern bereits gehört hat, dann sollte Erik Zenga ganz weit vorne sein, wenn es um den Swag im Team des SVS geht. Cebio Soukou ließ damals verlauten, dass Zenga ihn schon das ein oder andere Mal modisch beraten wollte, er dies aber dankend ablehnt und seinen schlichten Kleidungsstil nicht gegen das schillernde Auftreten seines Mannschaftskollegen tauschen wollte. Den Swag des Kapitäns konnte man leider in den vergangenen Partien zu oft im Stadion beurteilen und ich hoffe, dass er seine Balencdingsbums Shirt bald wieder gegen das Trikot des SVS tauschen kann. 

Voraussichtliche Aufstellungen

So könnte der FC St. Pauli auflaufen:

So könnte der SV Sandhausen auflaufen:

#112 – 7. Spieltag: SV Sandhausen – 1. FC Kaiserslautern

Das Spiel 

Zum Abschluss des 7. Spieltags der zweiten Fußball Bundesliga empfängt der SV Sandhausen am Sonntag den 04.09.2022 um 13.30 Uhr den 1. FC Kaiserslautern am heimischen Hardtwald. Für den Sportverein handelt es sich beim Aufeinandertreffen mit dem nur knapp 100km entfernten Aufsteiger aus der Pfalz schon um ein richtungsweisendes Spiel. Mit 6 Punkten nach 6 Spielen belegt die Mannschaft von Alois Schwartz den 14. Tabellenplatz und muss unbedingt punkten, um nicht bereits früh in der Saison den Anschluss an Mittelfeld der Tabelle zu verlieren. Die Gäste vom Betzenberg hingegen stehen mit 11 Punkten besser da als viele es vor Saisonbeginn erwartet hatten. Mit einem Sieg in Sandhausen könnte die Mannschaft von Trainer Dirk Schuster sich in der Spitzengruppe festsetzen und wären zumindest temporär die positive Überraschung der ersten Wochen. 

Der vergangene Spieltag 

Das Spiel gegen Holstein Kiel ist schnell nacherzählt: die KSV wollte mit dem 2:7 aus der Vorwoche im Rücken keine Fehler machen und auch der SVS war ebenfalls sichtbar um defensive Stabilität bemüht, was dem Spiel deutlich anzumerken war. Bis auf circa 10 Minuten vor der Pause und dem 1:0 durch Steven Skrzybski in der 72. Spielminute waren Torraumszenen Mangelware. Das Spiel spielte sich zu großen Teilen im mittleren Drittel ab während die Versuche ins gegnerische Drittel zu kommen meist sehr einfach vom jeweiligen Gegner verteidigt werden konnten. Das am Ende die Hausherren aus Kiel als Sieger vom Platz gehen ist sicherlich nicht unverdient, jedoch hätte eine Punkteteilung den Spielverlauf besser wieder gespiegelt.

Weniger schnell als das Spiel ist die aktuelle Lage beim SVS besprochen. Nach einem recht euphorischen Saisonstart, befeuert durch Siege gegen Bielefeld, Rehden und Düsseldorf, erfährt die aktuelle Spielzeit gerade ihren ersten Knick. 

Die Spiele gegen Karlsruhe, Nürnberg und jetzt auch Kiel führen dazu, dass sich viele ZuschauerInnen in Zeiten versetzt fühlen, von denen man hoffte sie hinter sich gelassen zu haben. Wie schon in der Vorrunde der Saison 21/22 lässt sich gerade in den letzten drei Parteien das Spiel des SVS sehr schön in zwei Halbzeiten einteilen. Eine, in der die Mannschaft strikt das umsetzt was der Trainer nach dem Spiel als Marschroute offenlegt und dadurch oft auch zum Pausenpfiff mit beachtlichen und zufriedenstellenden Ergebnissen belohnt wird. Und in die zweiten 45 Minuten, in denen dann wahlweise die Konzentration, die Kondition, das Engagement oder aber auch verschiedene Dinge kombiniert fehlen. Dieses Fehlen führte in den vergangenen drei Partien jeweils zu nicht unverdienten, jedoch absolut vermeidbare Niederlagen. 

Woran das liegt ist als Außenstehender natürlich schwer bis gar nicht zu beurteilen. Das ist die Aufgabe des Trainer-  und Funktionsteams rund um die Mannschaft. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die entsprechenden Personen ebenfalls diese Schlüsse aus den Niederlagen ziehen. In den Interviews beziehungsweise Pressekonferenzen nach den Spielen hatte man jedoch oft das Gefühl, dass die Verantwortlichen, aber auch die Spieler in Teilen zufrieden mit dem Spielverlauf waren und nur in individuellen Fehlern einen Grund für das Scheitern sehen. Diese Interpretation ist grundsätzlich natürlich die bessere für einen selbst, da man keine strukturellen Probleme angehen muss, sondern die Punktverluste einzelnen Spielern anlasten kann. Dementsprechend sind die Fehler dann auch nicht in der Trainingssteuerung oder Spielausrichtung zu suchen, sondern bei Individuen für die man sowieso nie komplett die Verantwortung übernehmen kann. 

Ich hoffe doch sehr, dass beim Sportverein Leute in der Verantwortung stehen die auch sich selbst und ihre Arbeit hinterfragen und bei entsprechenden sportlichen Ergebnissen bereit sind diese anzupassen. ob es nun an Fehlern einzelner Spieler lag oder an der taktischen Ausrichtung oder aber der fehlenden Kondition erlaube ich mir nicht abschließend zu beurteilen. Dafür fehlt mir der Einblick in den Alltag der Mannschaft abseits der 90 Minuten am Wochenende und habe ganz einfach auch zu wenig fußballerische Fachkompetenz. So ehrlich muss man sein. 

Gerade deshalb hoffe ich darauf dass die Verantwortlichen aus den vergangenen drei Parteien die richtigen Schlüsse ziehen und die Mannschaft vor den drei kommenden Spielen dementsprechend einstellen können. Die Begegnungen gegen Kaiserslautern, St. Pauli und Hannover 96 sind sicherlich keine Partien die man im Vorbeigehen gewinnt oder auch nur einen Punkt mitnimmt. Da muss von Seiten des SVS richtig viel investiert werden. Und das ist auch nötig, denn drei weitere Niederlagen würden vor der ersten Länderspielpause ein Abrutschen in Gebiete bedeuten, mit denen man dieses ja eigentlich nichts zu tun haben wollte und ja grundsätzlichen Qualität des Katers nach auch nichts zu tun haben müsste. Nun ist es jedoch an der Mannschaft und dem Trainer Team dies zu beweisen.

Die besondere Statistik

Hier muss heute etwas positives stehen. Deshalb bemühen wir mal die Statistik der Heimbilanz gegen die Roten Teufel. In der aktuellen zweiten Bundesliga gibt es nämlich kein Team, gegen das der SV Sandhausen eine bessere Bilanz am heimischen Hardtwald aufweist als die Pfälzer. In 6 Heimspielen ging man viermal als Sieger vom Feld, zweimal kam es zur Punkteteilung. Die Gäste aus der Pfalz konnten auch nur bei diesen Unentschieden Treffer erzielen und sind somit auch die Mannschaft mit den wenigsten erzielten Toren am Hardtwald mit mehr als 1 Gastspiel. 

In Sandhausens Zweitligageschichte gibt es bei 37 bisherigen Gegnern neben dem 1. FC Kaiserslautern 6 weitere Teams die nie noch nie im Hardtwaldstadion gewinnen konnten. Mit Hannover 96 erwartet der SVS einen dieser Gegner bereits im nächsten Heimspiel am 9. Spieltag in Sandhausen zum Duell. Der Sportverein hat also innerhalb von 14 Tagen die Möglichkeit beide Serien auszubauen. 

Wer in absehbarer Zeit keine Chance mehr hat seine Bilanz in der Kurpfalz aufzubessern sind die Würzburger Kickers, der SV Wehen Wiesbaden, der VfR Aalen, Energie Cottbus und der SV Werder Bremen. Bis auf Bremen haben sich alle Teams über die Jahre nach unten verabschiedet und werden auf absehbare Zeit nicht mehr den Rasen des Hardtwaldstadions betreten können. 

Ein Blick auf den Gegner 

Ein Ziel dieses Blogs war und ist es ja auch immer die gegnerischen Vereine besser kennenzulernen. Dabei hilft mir diese Woche Florian Reis, freier Sportjournalist und Reporter bei der dpa für die Themen rund um den FCK. Seine Texte erscheinen jedoch auch auf dem Lauterer Fanportal DerBetzebrennt und in verschiedenen anderen Medien. Menschen die es eher nicht so mit dem Lesen haben dürfen gern beim Betzegebabbel reinhören. Natürlich findet ihr Flo auch auf Twitter, wo er unter @vunallemebes unterwegs ist. Für einen Verein wie den 1. FC Kaiserslautern, um den es so unendlich viele Geschichten gibt, gibt es wenig bis keine Ansprechpartner die besser geeignet wären uns über ihren Club zu informieren als Flo. In diesem Sinne viel Spaß mit den Fragen und den dazugehörigen Antworten. 

Ich erinnre mich noch gut an meine ersten Male auf dem Betze Mitte der Neunziger mit meinem Vater. In der Westkurve hatte man es als kleiner Junge im falschen Trikot nicht immer einfach. Trotzdem hat mich der FCK immer emotionalisiert, selten positiv, aber er gehört für mich zur Bundesliga wie wenige andere Vereine. Wie würdest du jemandem, der nichts vom Fußball versteht die Faszination der Pfälzer für Ihren FCK erklären?

Der Begriff ist zwar überstrapaziert, aber man kann schon sagen, dass der FCK hier eine Religion für die Menschen ist. Man muss gar nicht viel machen, um den Funken überspringen zu lassen. Die Leute leben diesen Verein einfach mit jeder Faser. Das hat man im Endspurt der 3. Liga, der Relegation und den ersten Partien in der 2. Bundesliga gesehen. Jetzt feiern die Fans Grätschen wie ein Tor. Sowas will man hier sehen. Ein gutes Beispiel für die Faszination ist die Aufstiegsfeier am Tag nach dem Spiel in Dresden. Das war einfach phänomenal, was da in der Stadt los war. Ich habe mit Leuten gesprochen, die zwei Tage durchgefeiert haben. Nach zehn Jahren Niedergang sind die Menschen wieder mit einem Lächeln durch Kaiserslautern gelaufen. Im ganzen Einzugsgebiet waren wochenlang FCK-Fahnen zu sehen. Wahnsinn. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren ist aber festzustellen: Die Fans sind jetzt demütig geworden und wollen den eingeschlagenen Weg mitgehen.

Der Saisonstart hätte fast nicht besser laufen können. Die Euphorie ist riesig rund um den Betze. An ein zweites Darmstadt glaube ich trotz Dirk Schuster nicht, jedoch ist die Frage legitim, zu was die Mannschaft fähig ist. Du beschäftigst dich täglich mit dem FCK, was glaubst du wo das Limit der Truppe liegen kann?

Man hat in den letzten Spielen schon ein paar Schwachstellen gesehen, aber die Mannschaft hat eine unheimliche Mentalität. Die wird zusammen mit der Unterstützung der Fans im Saisonverlauf noch einige Punkte bringen. Der Saisonstart war natürlich super. Aber um in deinem Bild zu bleiben: Das Limit liegt über dem Strich. Das Ziel ist nur der Klassenerhalt. Ich glaube aber, dass der FCK eine Saison spielen kann, in der er nicht in Abstiegsgefahr gerät.

Wenn dem so wäre, wären sicher alle in Kaiserslautern sehr froh.

Dirk Schuster hab ich bereits angesprochen. Der Trainerwechsel zu ihm vor den Relegationsspielen war mehr als gewagt. Welchen Blick hattest du damals auf Antwerpen, konntest du die Entscheidung verstehen und hätte ein scheitern Schusters gegen Dynamo Dresden auch Folgen für Thomas Hengen gehabt?

Im ersten Moment war der Trainerwechsel total überraschend, mit ein wenig zeitlicher Distanz aber verständlich. Du hast Recht: Thomas Hengen hat ein großes Risiko genommen, auch für sich selbst. Ich glaube, wenn die Relegation schief gegangen und der Drittliga-Saisonstart nicht gelungen wäre, wäre es hier wieder unangenehm geworden. Aber das ist eh alles graue Theorie, denn der Aufstieg wurde ja geschafft und deshalb hat Hengen halt alles richtig gemacht. Im Nachhinein würde ich den Trainerwechsel so interpretieren, dass er nach drei Niederlagen in Folge das Ziel gefährdet sah, weil man am Ende alles auf die Karte Aufstieg gesetzt hat. Was ein Aufstieg mit sich bringt, muss ich nicht groß ausführen: Höhere Zuschauerzahlen, höhere Fernsehgelder und eine Euphorie im Umfeld. Das ist derzeit in Lautern der Fall.

2020 ging der Verein durch eine Planinsolvenz den einzig möglichen Schritt zur finanziellen Rettung und sicherte somit seine Existenz in der bekannten Form. Jedoch wird es für Außenstehende zunehmend Diffuser welche Besitzverhältnisse seitdem am Betzenberg vorherrschen, wie viele Investoren mittlerweile mitmischen und wer letztendlich das Sagen im Verein hat. Kannst du da Klarheit schaffen?

Ich habe die Insolvenz damals journalistisch begleitet und kann sagen, dass das echt keine schöne Zeit war. Deshalb kann ich auch den Begriff „geplante Insolvenz“ nicht mehr hören. Das war nicht so. Klar, der FCK hat einen günstigen Zeitpunkt genutzt, weil es keinen Punktabzug gab, aber ein Spaziergang war das keineswegs. Schließlich hat eine regionale Investorengruppe dem FCK die Existenz gesichert. Am Ende der vergangenen Saison hat dann noch eine chinesisch-amerikanische Investorgruppe etwas unter zehn Prozent der Anteile an der KgaA gekauft. Das ist für uns aber selbst nicht so transparent, denn bis auf wenige Äußerungen in den Boulevardmedien hat man von diesen Leuten noch nicht viel gesehen und gehört. Auch deshalb gibt es bei nahezu jedem Spiel ein kritisches Spruchband der Ultras. Das letztendliche Sagen hat Geschäftsführer Thomas Hengen, der Entscheidungen zusammen mit den Gremien trifft. Nach der Trennung von Soeren Oliver Voigt, der auch die Insolvenzverfahren gemanagt hat, im November 2021 fehlt nach wie vor ein zweiter Geschäftsführer. Aber es ist sicher kein Geheimnis, dass die Investoren hinter verschlossenen Türen auch gerne mal ihre Meinung sagen werden.

Kommen wir zum Spiel am Sonntag. Welche Schlüsse kann man aus dem vogelwilden aufeinandertreffen mit dem FCM für das Gastspiel in Sandhausen ziehen? An welchen Stellschrauben muss Schuster für eine Erfolg am Hardtwald drehen?

Du sprichst es an. Das war wirklich vogelwild. Für die Fans war das sicher ein Superspiel. Für Dirk Schuster wohl nur bedingt. Vor allem sollte der FCK wieder an seiner defensiven Stabilität arbeiten. In Fürth und dann auch gegen Magdeburg hat man in der ersten Halbzeit phasenweise dilettantisch verteidigt. Dass es da trotzdem noch für vier Punkte gereicht hat, hat sehr viel mit Mentalität zu tun, aber jedes Spiel kannst du das natürlich nicht machen. Das Abwehrverhalten muss definitiv verbessert werden, denn vorne ist der FCK immer für Tore gut. Wie sagte es Philipp Hercher am Sonntag? Wer vorne vier Tore schießt, darf nicht Unentschieden spielen. Das trifft es.

Mit Matheo Raab verlor man im Sommer nur einen echten Schlüsselspieler. Das mit Luthe, Durm & co einige Erstligatransfers getätigt wurden ist oft erzählt. Am morgigen Donnerstag schließt das Transferfenster. Gibt es beim FCK noch offene Baustellen?

Aaron Opoku vom Hamburger SV will der FCK unbedingt, doch bislang konnte man sich noch nicht einigen. Neben einem Flügelspieler denke ich, dass auch noch ein schneller, wendiger Stürmer für Hengen und Co. interessant werden könnte, wenn es finanziell machbar ist. Im Angriff hat man mit Terrence Boyd und dem jungen Tyger Lobinger nämlich zwei ziemlich ähnliche Stürmertypen.

Unter Schuster spielt der FCK ein klassisches 4-2-3-1, sehr ähnlich in formeller und taktischer Ausrichtung zum SVS. In Sandhausen könnte sich das also neutralisieren. Kann der Kader unter diesem Trainer auch andere, dem Gegner passendere Grundausrichtungen spielen?

Ja, gerade am Sonntag hat man das gesehen. Da hat man in der zweiten Halbzeit mit einer Dreierkette gespielt, das war dann etwas besser, aber auch noch nicht gut. Philipp Hercher hat dann sowas wie eine zweite Sturmspitze gegeben. Taktische Flexibilität ist also gegeben und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der FCK am Sonntag erstmal aus einer sicheren Defensive agieren wird und will.

In den ersten Pflichtspielen hat sich schon eine Stammelf herauskristallisiert, die durch die kurzfristigen Neuverpflichtungen von Klement und Bormuth ergänzt wird. Welcher Spieler, den man aktuell vielleicht noch nicht auf dem Schirm hat, kann den FCK in dieser Saison noch helfen?

Marlon Ritter muss man da auf dem Schirm haben, denn er ist für mich der personifizierte Aufstieg. Im ersten Jahr beim FCK hat er völlig unter seinen Möglichkeiten gespielt und war ein Verkaufskandidat. In der Aufstiegssaison war er dann aber einer der stärksten Spieler im Mittelfeld. Am Sonntag kann man mal darauf achten, dass es da neben Zweikämpfen auch das ein oder andere Wort in Richtung der Gegenspieler gibt.

Wenn du den Spielverlauf für Sonntag vorhersagen müsstest, was für ein Spiel sehen wir und wie geht es aus?

Ich denke, dass Sandhausen die spielbestimmende Mannschaft sein wird, weil sie in einem Heimspiel gegen eine Aufsteiger fast schon gewinnen müssen. Ich habe ja schon angesprochen, dass der FCK aus einer kompakten Defensive spielen könnte und dann auf Konter setzt. Mit einem Punkt könnte man in Lautern sicher leben. Daher sage ich mal, dass es 1:1 ausgeht.

3 Fragen zum SVS von … Florian Reis 

Wenn man vor einer Zweitliga-Saison über mögliche Absteiger spricht, fällt immer der Name SV Sandhausen. Am Ende gelingt dem SVS aber immer der Klassenerhalt. Woran liegt das?

Für den SV Sandhausen ist es mittlerweile ja bereits gelebte Normalität dass man jedes Jahr als Absteiger Nummer 1-3 sowohl von den von Fachleuten, als auch von Fans anderer Vereine genannt wird. Es ist jedoch sicherlich kein Nachteil, wenn die Öffentlichkeit nichts von dir erwartet. So ist jedes Jahr die Überraschung möglich und auch die Erzählung, dass man wieder mal das unmögliche möglich gemacht hat. 

Woran das letztendlich liegt kann ich gar nicht ganz genau beurteilen. Klar, ist die Vergangenheit im Amateurfußball und die mit 15 Jahren doch relativ geringe Verweildauer im deutschen Profifußball ein Merkmal, dass ExpertInnen und solche die sich das auf die Fahnen schreiben zu so einem Tipp hinreißen lassen. Vereinen wie dem ersten FC Kaiserslautern, Hansa Rostock oder Dynamo Dresden traut man aufgrund der Historie und der Anhängerschafft doch immer noch etwas mehr zu. Und sicherlich spielte auch der Wunsch eine Rolle, dass die Profiligen mit Teams gefüllt sein sollen, die einen an den Fußball der eigenen Kindheit & Jugend erinnert. Da ist es einfach Fakt, dass überregional relativ wenig mit dem Sportverein Sandhausen verbunden wird.

Das es jedoch trotzdem jedes Jahr zum Klassenerhalt reicht, liegt zum einen auch daran, dass viele ambitionierte Vereine in Sandhausen Punkte liegen lassen. Auch wenn ich mir sicher bin, dass keiner der großen den kleinen SVS tatsächlich unterschätzt, so wird doch irgendwo im Hinterkopf ein kleiner Teufel sitzen, der einem sagt das man ein Dorf wie Sandhausen schon irgendwie schlagen wird. Und das sind dann ganz oft die Extra-Punkte, die zum Klassenerhalt führen. 

Dazu kommt natürlich auch ganz klar, dass man in Sandhausen weiß was man kann und das versucht bestmöglich einzusetzen. Am deutlichsten sichtbar wird es bei der Spielweise, die sicherlich als eine der unattraktivsten der Liga bezeichnet werden kann. Das führt nicht zu mehr Fürsprechern unter Fußballfans, jedoch eben zu den Punkten die Jahr für Jahr für den Klassenerhalt reichen. Und letztendlich ist das das was zählt.

Nach seinem Wechsel im Januar 2021 vom FCK nach Sandhausen ist Janik Bachmann beim SVS zum soliden Zweitligaspieler gereift. Wie kam das?

Für Bachmann ging es seit seinem Wechsel vom ersten FC Kaiserslautern an den Hardtwald stetig bergauf. Aktuell wird die Kritik an ihm etwas lauter, was aber eben auch an seiner positiven Formkurve hier in Sandhausen liegt. 

Kam er als Stammspieler des FCK zur Rückrunde 2021 in den Kader des SVS, so konnte er direkt seine Verpflichtung relativ schnell rechtfertigen und auch hier als Stammspieler überzeugen. Im ersten Kalenderjahr hier in Sandhausen, 2021, wurde er von den jeweiligen Trainern noch auf seiner angestammten Position im defensiven Mittelfeld eingesetzt. Schon da war er eine wichtige Stütze für das Team und vor allem für Trainer Alois Schwartz. Soweohl er als auch das Duo Kleppinger/Kulovits setzten sehr oft über 90 Minuten auf ihn. 

Mit dem Jahreswechsel zu 2022 ergab sich für Bachmann eine neue Rolle innerhalb des Spiels des SV Sandhausen. Mit dem Auswärtsspiel in Karlsruhe zog ihn Trainer Alois Schwartz ein bis zwei Positionen weiter nach vorne und machte ihn zu einer zentralen Figur im Offensivspiel des SVS. Seit Karlsruhe im Februar 2022 verpasste Bachmann lediglich acht Spielminuten und brachte die Mannschaft mit fünf Toren sowie fünf  Vorlagen in ihrer Entwicklung voran. Teilweise war er mit das spielstärkste Element in der Sandhäuser Offensive. Darauf aufbauend hat man wohl auch in dieser Saison mit ihm in der auf der 10er/9½ gerechnet, was aufgrund seiner grundsätzlichen Stärken auch als risikobehaftet gesehen werden kann. Aktuell zeigt sich dann nämlich das er immer noch seine Stärken einbringen kann, jedoch bei negativem Momentum auch als limitierende Faktor im Umschaltspiel des SVS auszumachen ist. 

Hier in Sandhausen hoffen alle darauf, dass er mit der Mannschaft gemeinsam den aktuellen Negativtrend umkehren und an die Leistungen der vergangenen Rückrunde anknüpfen kann. Mit seiner Physis und seiner Mentalität ist Bachmann wenn er richtig eingesetzt wird, ein Spieler gegen den die wenigsten gern spielen würden und den man lieber selbst in seiner Mannschaft hat. Gerade im Schwartz’schen Spielsystem, das viel auf lange Bälle setzt, ist ein Janik Bachmann in Topform enorm wichtig.

Ist man in Sandhausen froh, dass der FCK wieder in der 2. Bundesliga spielt? Schließlich sind das für das Heimspiel ja sicher kalkulierbare Ticketeinnahmen…

Aus wirtschaftlicher Sicht sicherlich. Es ist auf jeden Fall ein Heimspiel bei dem man mit mehr als 10.000 Zuschauern rechnen kann, was in Sandhausen nicht oft während einer Saison der Fall ist. Also gut zu kalkulierende Mehreinnahmen die man sicher dankend annimmt. 

Ansonsten sehe ich solche Spiele natürlich unglaublich gerne. Da kann ich jedoch nur für mich sprechen. Auch wenn man im eigenen Stadion gefühlt ein Auswärtsspiel bestreiten muss, pusht einen das doch um einiges mehr wenn man vor vollen Rängen auflaufen kann. Und auch mir als Zuschauer macht ein Spiel deutlich mehr Spaß, wenn es um mich herum laut ist und emotional zugeht. Wenn es dann letztendlich auch dabei bleibt das es nur auf den dem Platz zu sportlichen Auseinandersetzungen kommt, dann reden wir von einem perfekten Fußball Tag. 

Jemand mit Bezug zu Sandhausen, die wir selbst ja nicht als die reisefreudigsten AuswärtsfahrerInnen der Republik bekannt sind, dürfte einen Satz wie den folgenden eigentlich nicht sagen, ich mach es aber trotzdem: Mir persönlich sind 10.000 Lautrer oder Schalker um einiges lieber, als 300 Ingolstädter oder Heidenheimer. Und das mein ich nicht despektierlich, ich akzeptiere fast jeden Verein und deren Fans, jedoch machen mir solche Spiele natürlich viel mehr Spaß.

Voraussichtliche Aufstellungen

So könnte der SV Sandhausen auflaufen:

So könnte der 1. FC Kaiserslautern auflaufen:

#111 – Neu im Hardtwald: Merveille Papela

Galt die Kaderplanung des SV Sandhausen nach der Verpflichtung von Kemal Ademi in der vergangenen Woche noch als abgeschlossen, so überraschte mich die Meldung von der Verpflichtung Merveille Papelas mitten im Urlaub. Nach den bereits verpflichteten Pulkrab, Ochs, Kinsombi, El-Zein, Ganda, Kutucu und Ademi ist Papela bereits Neuzugang Nummer 8 im Sommer 2022. Hatte ich letzte Woche noch die Hoffnung geäußert das letzte Transfer-Update geschrieben zu haben, so setze ich mich nun trotzdem ein weiteres Mal mit Freude an die Tasten um Merveille Papela vorzustellen.

Zur Person:

Der am 18.1.2021 in Mainz geborene Papela ist ein zentraler Mittelfeldspieler, der seine ersten fußballerischen Schritte beim Lokalverein TSV Schott Mainz ging, ehe er im Alter von zehn Jahren ins NLZ des FSV Mainz 05 wechselte. Beim Bundesligisten aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt verbrachte er seine komplette Jugendzeit und sammelte über die verschiedenen U-Teams mehr als 100 Einsätze, diese hauptsächlich auf seiner angestamten Position im zentralen Mittelfeld. Auch in den deutschen U-Nationalmannschaften kam Papela in den Jahren 2016-2020 auf eine Vielzahl an Einsätzen. Die U 17 Europameisterschaft in England 2018 eingeschlossen kommt er auf 28 Länderspieleinsätze bei denen ihm ein Tor gelang. 

Der Karriereweg:

Den Übergang in den Seniorenbereich beging Papela schon mit 18 Jahren in der Saisonvorbereitung 2019, in der er das Sommertrainingslager mit den Profis von Mainz 05 absolvierte. Infolgedessen wurde er mit einem bis 2023 gültigen Profivertrag ausgestattet, spielte jedoch die Saison 2019/2020 noch hauptsächlich für das A-Junioren-Bundesliga Team der Pfälzer. 

Erst zur Saison 2020/2021 rückte er in den Profikader der 05er auf. Spielzeit sammelte er jedoch in dieser Zeit hauptsächlich in der zweiten Mannschaft die in der Regionalliga Südwest aktiv ist. Sein Bundesligadebüt gab er am 3.1.2021 im Spiel gegen den FC Bayern München, bei dem er jedoch auch nichts an der 2:5 Niederlage ändern konnte. In der Zeit zwischen Sommer 2020 und 2022 sammelte er 50 Spiele für die Zweitvertretung der Mainzer, bei denen er sechs Tore erzielen konnte. Für die Profis kam er in seinen zwei Jahren im Seniorenbereich auf sieben Bundesligaeinsätze. Zu Beginn der aktuellen Saison einigten sich die 05er mit Papela auf eine Vertragsverlängerung bis 2024 und liehen ihn in deren Folge um Spielpraxis zu sammeln an den SV Sandhausen aus.

Und jetzt Sandhausen: 

Als Stammspieler in der Regionalliga Mannschaft kam er in den vergangenen beiden Saisons, wie oben bereits erwähnt auf genau 50 Einsätze, die er allesamt in der Mittelfeldzentrale absolvierte. Als Stammspieler einer Serniorenmannschaft, deren Leistungsdichte aufgrund des anhängigen NLZ´s sicher als hoch angesehen werden darf, kann man auch in seinem Alter schon von einem Spieler mit Erfahrung im Seniorenbereich sprechen. Auch die Nähe seines Heimatortes Mainz zu Sandhausen, ist sicher kein Nachteil bei der Akklimatisierung innerhalb eines neuen Teams. Mit dem Profil, dass er sich angeeignet hat kann er wohl als Ergänzung zu den beiden defensiven Mittelfeldspielern Zenga und Trybull angesehen werden. Ob der Transfer eine Reaktion auf die Verletzung Trybulls ist, die laut Alois Schwartz auch in der kommenden Woche gegen den 1. FC Kaiserslautern noch nicht vollständig ausgeheilt sein wird, Ist nicht überliefert. Nichts desto trotz, ist es eine deutliche Ansage an die arrivierten Spieler in der Zentrale, aber eben auch an diejenigen die dahinter auf Einsätze warten bzw. sie gerade bekommen (Marcel Ritzmaier und Abu El-Zein). Für alle 4 genannten Spieler auf jeden Fall ein Signal, dass ein so talentierter und ambitionierter Spieler wie Papela den Weg nach Sandhausen geht. Gerade in den Gesprächen mit Mainz 05 wird es sicher um das Thema Einsatzzeiten gegangen und die Erwartungen des Bundesligisten offen kommuniziert worden sein.

Geht man davon aus, dass in der diesjährigen Saison die Leihen gezielter abgeschlossen werden als noch im Vorjahr mit beispielsweise Alou Kuol, darf man tatsächlich gespannt sein auf die Performance von Merveille Papela. 

Der aktuellen Verletztensituation geschuldet ist ein Kaderplatz am Sonntag in Kiel keine Utopie. Das was über Papela bekannt ist, macht auf jeden Fall Lust auf mehr und ich persönlich würde mich freuen ihn öfter im schwarz-weißen Trikot zu sehen als das letzte Saison dem bereits genannten Kuol vergönnt war.

Alois Schwartz sieht in Papela einen Spieler, der den SVS variabler im Mittelfeld macht und mehrere Positionen spielen kann. Ebenso bescheinigt er dem Neuzugang, großes Potenzial, wie er bei dessen Vorstellung zu Protokoll gab. Papela selbst möchte in Sandhausen auf gutem Niveau Spielpraxis sammeln und sich in der zweiten Liga beweisen. Von beiden Seiten wie immer bei solchen Vorstellungen nur positive Worte. Was die letztendlich Wert sind, wird die Zeit zeigen.

Wie bei allen Neuzugängen gilt auch bei Merveille Papela: Herzlich Willkommen am Hardtwald Merveille. Wir freuen uns auf erfolgreiche Spiele mit dir.

#110 – Spieler im Gespräch (#4): Markus Ewert (Leiter Fanangelegenheiten SV Sandhausen)

Markus Ewert ist ein Name, den noch vor einem Jahr diejenigen, die ihn kannten mit dem Fanmagazin Ligazwerg in Verbindung brachten. Seit der vergangenen Rückrunde wurde Markus jedoch relativ schnell und überraschend vom Fan zum Vereinsvertreter und exponierte sich in einer Art und Weise, die das Fan-Sein vom einen auf den anderen Tag verändern kann. Sich im Umfeld eines Fußballvereins raus aus der Meckerecke und rauf auf die (Mit)Entscheidungsebene zu begeben ist ein durchaus mutiger Schritt. Von der einen Seite vielleicht nicht wirklich akzeptiert zu werden, während die andere Seite einen nicht mehr als einen der Ihren ansehen könnte, war sicher ein Gedankengang, der des Öfteren durch Markus Kopf ging. Darüber, aber auch über seine Aufgaben, seine Ideen und bereits umgesetzte Fanthemen soll es in diesem Interview gehen. An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Markus für seine ausführlichen, aufschlussreichen und ehrlichen Antworten auf meine Fragen. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand in seiner Position sich mit einem Fanblog austauscht und so auch Einblicke in seine Arbeit gibt.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen des Interviews mit dem Leiter Fanangelegenheiten des SV Sandhausen, Markus Ewert.

 

Seit April besetzt du die neugeschaffene Stelle „Leiter Fanangelegenheiten“. Die ersten 100 Tage sind also um. Wie fällt dein Fazit aus?

Offiziell wurde ich durch die Mitgliederversammlung im Mai in den Vorstand des SV Sandhausen für das Ressort Fanwesen gewählt. Schon im Februar wurde ich jedoch in den Kreis der Vorstände aufgenommen und kann daher sogar auf ein halbes Jahr Erfahrung in dieser Funktion zurückblicken. Mein Fazit für das erste halbe Jahr: Es macht mir Spaß, unsere Interessen zu vertreten, ich werde akzeptiert und kann auch meine Ideen vortragen. Zu den Einzelheiten kommen wir aber bestimmt noch.   

Was war deine Motivation dich auf die Stelle zu bewerben?

Hier müssen wir bei den Fakten bleiben, um eine echte Bewerbung handelte es sich nicht. Als bei einem Fantreffen das Angebot der Vereinsführung kam, einen Vertreter von uns Fans mit eigenem Ressort in den Vorstand aufzunehmen, war die Bereitschaft in unseren Reihen gering, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Wäre es darauf hinausgelaufen, dass wir das Angebot mangels Bewerber nicht hätten annehmen können, wäre dies für unsere Fan-Szene sehr blamabel gewesen. Auf Bitten mehrerer Fans habe ich mich dann bereit erklärt, mich zur Wahl zu stellen. 

Nach einer ersten Phase mit einer gewissen Unsicherheit (ich wusste ja nicht, was mich erwartet), fühle ich mich in der Rolle inzwischen sehr wohl.

Welche Ziele verbindet der Verein mit deiner Stelle und damit auch direkt mit deiner Person?

Es geht in erster Linie darum die Kommunikation und die Abstimmung zwischen der Vereinsführung und uns Fans zu verbessern. Es handelt sich um eine Schnittstellenfunktion um die jeweiligen Interessen diskutieren und vortragen zu können. Der Verein kann von einem offenen Austausch nur profitieren. Letztlich lassen sich durch intensive Gespräche Missverständnisse vermeiden, die ansonsten auch zu Konflikten führen könnten. 

Es ist vielleicht nachvollziehbar, dass sich Vereinsbosse nicht immer in die Gedanken- und Handlungswelt eines Fans hineinversetzen können. Ich habe insofern auch die Möglichkeit zu erklären, wie ein einzelner Fan oder auch die aktive Fan-Szene tickt. Schon dadurch entsteht Verständnis. 

Auf der anderen Seite kann ich erklären, dass ein Verein wirtschaftlichen Zwängen unterliegt und nicht jede Idee der Fans in die Umsetzung kommen kann. 

Darüber hinaus möchte ich aber auch etwas bewegen. Eine rein reaktive Ausrichtung der Funktion wäre mir zu langweilig. Insofern brachte ich bereits Ideen ein, an deren Umsetzung wir derzeit arbeiten. 

Es ist für mich ganz entscheidend die Akzeptanz in der Vereinsführung zu haben und gleichzeitig auch das Vertrauen der Fans zu spüren. Alle meine Handlungen sind in Abwägung des Machbaren darauf ausgelegt, unsere Fan-Interessen zu vertreten. 

Nur um möglichen Gerüchten vorzubeugen. Es handelt sich selbstverständlich um eine ehrenamtliche Funktion.

Welche Erfahrungen hast du seit deinem Amtsantritt gemacht? Gehen die Leute anders mit dir um?

Selbstverständlich war bei meiner ersten Vorstandssitzung von den Kollegen eine gewisse Skepsis zu spüren. Das ist aber doch klar. Wir alle wären an derer Stelle gespannt gewesen und hätten uns die Frage gestellt, wer denn da wohl kommt, wie der tickt und ist der auch vernünftig oder will er mit dem Kopf durch die Wand. Aber bereits am Ende der ersten Sitzung hatte ich das Gefühl, dass meine Wortbeiträge verstanden wurden und es allen klar war, dass hier jemand antritt, der sowohl klar seine Meinung vertritt aber auch mit der erforderlichen Portion Diplomatie ausgestattet ist, um das Amt gut begleiten zu können.

Inzwischen fühle ich mich im Kreis der Vorstände integriert. Es wird sehr offen mit mir umgegangen, ich habe nicht das Gefühl, dass versucht wird, mich mit Teilinformationen zu beeinflussen. Ganz im Gegenteil: Bei allen Themen, die uns Fans tangieren werde ich um meine Meinung gefragt und situativ auch gebeten, weitere Meinungen aus der Fanszene einzuholen. 

Der Kontakt zu den Fans hat sich intensiviert. Ich führe viele Gespräche und habe das Gefühl, dass auch auf dieser Seite erkannt wurde, dass uns da einer vertritt, der klar seine/unsere Meinung äußert und in dieser Schnittstelle abwägend agiert. Mein Wunsch ist es, dass meine Möglichkeiten realistisch eingeschätzt werden. Es wird auch immer wieder Ideen oder Anregungen geben, die nicht in die Umsetzung kommen können. 

Was wurde bisher getan, um uns Fans besser einzubinden und was ist aktuell geplant?

Diese Frage ist relativ einfach beantwortet. Das Ziel ist ein regelmäßiger Austausch, also ein offener und konstruktiver Dialog!

Aktuell bin ich in die Planungen zum Stadionumbau eingebunden und führe hierzu Gespräche mit Fans und Fan-Clubs. Wie wir wissen, muss der Verein diverse Lizenzierungs-Auflagen der DFL erfüllen und unser schönes Stadion sowie die Peripherie (Stichwort: Trainingsplätze) an bestehende Regularien und Auflagen anpassen. Auch sollen wir Fans dann in absehbarer Zeit endlich unsere eigene Fantribüne bekommen. Ich glaube, darauf freuen wir uns alle! 

Darüber hinaus beschäftigen wir uns auf meinen Vorschlag hin mit der Frage, wie wir fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche für den SV als Fans gewinnen können. Wir sind hier konzeptionell bereits weit fortgeschritten und werden in Kürze mit der Umsetzung beginnen. Hauptzielgruppe werden Fußballverein im Radius von 15 km rund um Sandhausen sein. Darüber hinaus haben wir Ideen, wie wir die Kooperation mit den Schulen verbessern können, um dadurch die Schüler*innen für unseren SV zu begeistern.

Der Geschäftsführung/Vorstandschaft wird oft vorgeworfen den einfachen Fan zu vergessen und den Fokus auf VIPs & Co. zu legen. Sind die Behauptungen deiner Meinung nach gerechtfertigt oder machen es sich die Fans da zu einfach?

Über eines müssen wir uns im Klaren sein. Ohne Sponsoren und Logenbesitzer wäre Zweiligafußball in Sandhausen nicht realisierbar. Der Verein ist auf diese Einnahmen angewiesen, gerade auch im Hinblick auf die bevorstehenden Baumaßnahmen, die der Verein finanziell weitestgehend alleine bewerkstelligen muss. 

Ich kann jedoch nicht erkennen, dass wir „Normal-Fans“ als Fans zweiter Klasse angesehen werden. Es kommt vielleicht nicht immer so rüber, ich kann aber aus den bisherigen Erfahrungen berichten, dass sich sehr viele Gedanken gemacht werden, wie Themen beim Publikum ankommen und wie die Interessen der Fans berücksichtigt werden können.  

Sicherlich wurden in der Vergangenheit von Vereinsseite auch Fehler gemacht, speziell bei Fragen rund um Kommunikation und Information. Die „Konflikte“, die mit dem KSC-Spiel in der letzten Saison begonnen hatten, resultierten unter anderem aus dem Manko der Desinformation. 

Nach meinem Gefühl hat seit diesem Jahr eine Zeitenwende begonnen, wir sind jetzt in Entscheidungsprozesse rund um Themen, die uns Fans betreffen, eingebunden. 

Siehst du Möglichkeiten, wie der Verein die Kommunikation mit seinen Fans noch verbessern könnte?

Das ist nicht ganz einfach, wenn es sich auch trivial anhört.  Der Verein kann nicht fortlaufend über alle Entwicklungen und Projekte informieren. Dafür müssen wir Verständnis aufbringen. Dies würde zu noch größeren Unruhen führen, würden ständig „Wasserstandsmeldungen“ verkündet werden. Wer schon einmal in Projekten gearbeitet hat, weiß, dass mitunter ursprünglich definierte Projektziele mit Fortschreiten der Arbeit angepasst oder gar wieder verworfen werden müssen.

Der Verein verkündet Entscheidungen über die Presse und auf den eigenen sozialen Kanälen, inklusive Homepage. Mit dem sportlichen habe ich in meiner Funktion zwar nichts zu tun. Ich finde es aber z.B. sehr stark, dass in dieser Transferperiode bis zum Zeitpunkt der Vertragsunterschriften nichts nach außen drang. Dies war in den Jahren zuvor nicht immer so, was von uns ja auch kritisiert wurde.   

Darüber hinaus gibt es den Fanausschuss, der im September neu gewählt wird. Einladungen gehen in Kürze an die Fanclubs, auch nichtorganisierte Fans, die Interesse an einer Mitarbeit haben, werden wir ansprechen. Die Informationen zu den Themen, die im Fanausschuss behandelt wurden, sollen künftig in der Breite kommuniziert werden. Der Entscheidungsprozess hierzu wird nach der Wahl dann kurzfristig abgeschlossen sein, ich rechne damit, dass im Oktober einiges klarer sein wird.

In den letzten Wochen ist das Thema Zuschauerzuspruchwieder in den Vordergrund gerückt. Aktuell liegt der Zuschauerschnitt bei unter 5000. Und das trotz relativ erfolgreichem Fußball. Woran liegt das deiner Meinung nach?

Da müssen wir uns erst einmal über unser Umfeld unterhalten. Innerhalb einer Autostunde sind etablierte Proficlubs in Stuttgart, Frankfurt, Kaiserslautern, Karlsruhe oder in dem kleinen Bergdorf im Kraichgau, die an der Autobahn spielen, erreichbar. Zudem gibt es Spitzensport im Handball, im Eishockey oder Basketball in der unmittelbaren Nachbarschaft. In diesem Umfeld als weiterer Profiverein eine nennenswert große Zahl an Zuschauern zu generieren, ist schon eine richtig große Herausforderung. Es ist aber auch den Vereinsverantwortlichen klar, dass in Bezug auf Werbung und Fangewinnung mehr getan werden muss, um weitere Schritte nach vorne zu kommen. Eine Zielgruppe sind, wie bereits beschrieben, die Kinder und Jugendliche in Fußballvereinen und Schulen.   

Unsere Zuschauerzahlen haben sich seit der Oberligazeit (letzte Saison 2005/2006) permanent vergrößert. Leider wurden wir in den letzten beiden Jahren durch Corona etwas ausgebremst. 

Der Verein wird in Bezug auf Werbung in Kürze wieder verstärkt Fahrt aufnehmen, was sich dann hoffentlich auch auf den Zuschauerzuspruch auswirken lässt. Der ganz entscheidende Faktor für eine Steigerung der Zuschauerzahlen ist aber der sportliche Erfolg. Wenn die Mannschaft entsprechende Ergebnisse erzielt, werden wir Aufmerksamkeit erzielen und es werden Neugierige kommen, die dann hoffentlich auch bleiben.  

Der Verein wünscht sich mehr Mithilfe der Fans bei dem Thema Zuschauergewinnung. Was kann der Fan tun um seinen Teil dazu beizutragen.

Eine schwierige Frage. Die Möglichkeiten des einzelnen Fans oder aber eines Fanclubs sind begrenzt. Dennoch kann jeder in seinem Umfeld Werbung für den SV machen und z.B. Geschäftskollegen, Nachbarn oder Freunde einfach mal ins Stadion mitnehmen. Vielleicht bietet sich da ein Spiel gegen einen großen Verein an, da ist die Bereitschaft größer, mitzukommen. Und gefällt es den „Mitgenommenen“, kommen sie beim nächsten Spiel vielleicht wieder mit. 

Ansonsten wäre es sehr wünschenswert, wenn wir auch zu Auswärtsspielen einen größeren Zuspruch hätten. Hier könnten z.B. auch Fanclubs mal Fahrten für ihre Mitglieder organisieren. Muss es denn immer der Fanbus sein, auf den man wartet? Apropos Fanbus. Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Jedes Vereinsmitglied erhält eine Fahrt mit dem Fanbus zu einem Auswärtsspiel nach Wunsch gratis, inklusive Stehplatzticket! Es lohnt sich neben weiteren Vergünstigungen, Mitglied des SV zu werden. Meine Motivation, Mitglied beim SV zu werden, war übrigens, Teil des Vereins zu sein und mich zu meinem Verein zu bekennen.     

Und nicht zu vergessen: Wenn es in unseren Reihen Ideen gibt, wie wir weitere Zuschauer durch gezielte Aktionen gewinnen können, meldet euch bitte mit konstruktiven Vorschlägen. 

Der Saisonausklang 2022, der Abschied von Tim Kister,aber auch die Installation von Philipp Klingmann ins Funktionsteam zeigt, dass sich etwas verändert. Ist es aus deiner Sicht ein eingeschlagener Weg, den der Verein weitergehen wird oder nur ein Strohfeuer?

Das sind ja gleich mehrere Fragen, also der Reihe nach:

Die Saisonabschlussfeier war ein Dank an uns Fans für die Unterstützung, da auch wir unseren Teil zum Klassenerhalt beigetragen haben. Wenn auch das Bier von unserem Brauereisponsor kam, wurde alles Weitere, also die Bühne mit Musik etc. vom Verein organisiert und bezahlt. Leider konnte ich wegen einer Corona-Infektion nicht an dem Fest teilnehmen, die Rückmeldungen der Fans waren aber fast ausschließlich positiv.  

Zur Einbindung ehemaliger Spieler: Sicherlich hat der Verein ein Interesse daran, verdiente Spieler nach Karriereende an den Verein zu binden. Etwas Besseres kann ja gar nicht passieren. Wird so doch die eine weitere Identifikationsmöglichkeit geboten. Bestes Beispiel ist hier Daniel Ischdonat, immer noch Publikumsliebling und mit kurzer Unterbrechung seit vielen Jahren Torwarttrainer. Es muss aber auch für alle passen. Es bedarf einer vakanten Stelle, der Spieler muss die erforderliche Qualifikation oder Perspektive mitbringen, der Job muss zur Lebensplanung des Spielers passen und am Ende muss auch das Gehalt für beide Parteien stimmen. Ganz so einfach ist es dann halt doch nicht…..    

Was ist der Unterschied zwischen der Fanbetreuung um Timm, Juliane und Frauke, dem Fan-Ausschuss und dir? Wie eng arbeiten die 3 Stellen zusammen?

Die Funktionen sind zum Teil überschneidend oder ineinander übergehend. Juliane, Frauke als Inklusionsbeauftragte und Timm kümmern sich in erster Linie um das Tagesgeschehen und die Spieltage. Die Aufgabenfülle in der Fanbetreuung ist sehr vielfältig und komplex. Als außenstehender Fan ist man überrascht, was dort alles für Themen auflaufen, so ging es zumindest mir.

Der Fanausschuss ist die Interessenvertretung der Fans, welcher auch durch die Lizenzierungsordnung der DFL als Club Fan Dialog (CFD) vorgeben wird. Gewählte Fans diskutieren hier über tagesaktuelle und strategische Themen und setzen Projekte um oder Arbeiten Ideen entscheidungsreif aus. Als Beispiel möchte ich die Aktionen rund um die Becherspenden im Stadion nennen. Der Fanausschuss hat die Gitterboxen angeschafft, in die die Pfandbecher geworfen werden können. Der Erlös der Becherspenden kommt entweder sozialen Projekten zu Gute oder wird für Fanaktionen wie Choreographien genutzt. Da auch ich Teil des Fanausschusses bin ist gewährleistet, dass die Themen auch in die Entscheidungsgremien gelangen. 

Zu meiner Funktion hab ich ja bereits einiges gesagt, es geht also in erster Linie um die Schnittstelle zwischen der Vereinsführung und den Fans. Der Nutzen für uns Fans ist es, dass ich unsere Interessen ohne Umwege oder Hierarchiefilter direkt im Entscheidungsgremium ansprechen kann. 

Mit der Fanbetreuung bin ich in ständigem Austausch, im Fanausschuss mitten drin. Wir spielen uns die Bälle sozusagen zu und arbeiten „Hand in Hand“. Das geht schließlich auch gar nicht anders, haben wir doch alle mit den Themen rund um Fans zu tun. 

Zum Abschluss noch ein bisschen was zu dir Markus. Was machst du im normalen Leben und wie sehr leidet dein Privatleben aktuell unter deiner neuen Aufgabe?

Beruflich beschäftige ich mich mit Versicherungen. Aus meinem beruflichen Alltag kenne ich viele anspruchsvolle Gesprächssituationen. Diese Erfahrungen sind mir für meine Funktion beim SVS von Nutzen.

Fußball ist mein großes Hobby. Insofern sehe ich den Zeitaufwand nicht negativ oder belastend, ich bringe mich gerne ein und möchte etwas bewegen. Im privaten, beruflichen und nun halt auch im sportlichen. Es gibt Wochen, in denen es keine Themen gibt und ich „nur“ Fan sein darf. Dann gibt es aber auch Themen, die zeitlich schon einen gewissen Raum einnehmen. In der vergangenen Woche zum Beispiel war ich bei einer Fanauschusssitzung, bei einem Treffen mit der Vereinsführung, zudem wurde ich an einem Abend zu einem Fanclubtreffen eingeladen. Mit diversen Abstimmungstelefonaten und Vorbereitung/Nachbereitung waren dies ca. 10 Stunden, die von meiner Freizeit dafür draufgingen. 

Wie bist du zum SVS gekommen? Was bedeutet es für dich SVS Fan zu sein?

Die meisten wissen, dass mein Herz für zwei Mannschaften schlägt. Seit meinem 6. Lebensjahr bin ich Fan von Schalke 04. In der Jugend war ich mit weiteren Freunden, die ebenfalls Schalke-Fans waren und immer noch sind immer darauf angewiesen, dass uns ein Vater oder der große Bruder zu den Spielen gefahren hat. Dann kam die Mopedzeit und wir waren mit unseren 80ern schon etwas mobiler. Aber 350 km nach Gelsenkirchen und wieder zurück waren dann für die 80er dann doch zu viel. Da wir regelmäßig auch im Stadion Fußball schauen wollten, war es naheliegend, mal in Sandhausen vorbeizuschauen. Der SV war zur damaligen Zeit ein Spitzenteam in der Oberliga. Eine echte Profimannschaft wie der KSC oder der Waldhof wäre nie in Frage gekommen. Zu diesen Mannschaften war der Unterschied zu Schalke einfach zu gering. Leider bin ich der Einzige, der sich dann auchdauerhaft in den SV verliebte und hängengeblieben ist. 

Worst Case sind für mich die Spiele meiner beiden Mannschaften gegeneinander. Leider kam es hierzu in der letzten Saison und bereits zweimal im DFB-Pokal. Ich leide in diesen Spielen kaum zu verkraftende emotionale Schmerzen.Viele sagen: „sei doch froh, ein Team gewinnt“. Ich sage: „nein, eines meiner Teams verliert“, ein Unentschieden wäre vermutlich das verkraftbarste Ergebnis, dieses gab es in den bisherigen Duellen aber noch nicht. Oder frag doch mal die Klitschko-Mami, was sie davon halten würde, wenn ihre Söhne gegeneinander boxen würden. 

Ich bin aber etwas abgeschweift, zurück zur Frage, was es mir bedeutet, Fan des SVS zu sein? Mit bedeutet es sehr viel! Bezogen auf die Infrastruktur, den Zuschauerzuspruch und die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind wir der Ligazwerg in der zweiten Spielklasse. Aber ein sehr sehr bissiger! Regelmäßig zeigen wir es den großen Vereinen, dass mit guter wirtschaftlicher Arbeit und mit Fußballsachverstand ein konkurrenzfähiges Team aufgebaut werden kann, welches dann auch die Klasse hält. Und dies inzwischen in der 11. Saison. Wir sind etabliert, uns wird man so schnell nicht mehr los. Wobei ich mich manchmal dabei erwische, wie ich darüber nachdenke, wie denn mal so eine Saison Bundesliga in Sandhausen wäre….. 

Ich bin jedenfalls sehr stolz, Teil der Entwicklung des SV zu sein! Und sollten die Wolken am Fußballhimmel über Sandhausen doch mal wieder dunkler werden, werde ich auch diesen Weg mitgehen.   

Was war dein schönster Moment mit dem SVS?

Da gab es fast zu viele in der jüngeren Vergangenheit, um einzelne aufzählen, ich versuche es aber dennoch. Die Aufstiege in Liga 3 und in Liga 2 waren von der Bedeutung natürlich grandios und nicht zu toppen. 

Dann fällt mir das DFB-Pokal-Spiel gegen Nürnberg 2013 ein. Wir gewannen als noch junger Zweitligist gegen den Bundesligisten im Elfmeterschießen. Manuel Riemann hielt zwei Elfmeter, die Stimmung im Stadion war dem Siedepunktnahe, ich war mehrere Tage vom Anfeuern und Jubeln heiser! 

Von besonderer Bedeutung war auch der Klassenerhalt 2015 mit dem letzten Saisonspiel in Bochum (zudem mein Lieblingsstadion). Trotz dem Abzug von 3 Punkten wegen Lizenzverstößen hielten wir die Klasse. Das Saisonfinale war eine Zitterpartie, der Schulterschluss zwischen Fans und Mannschaft war super, gemeinsam hatten wir es geschafft!

Gegen die Düsseldorfer Fortuna standest du bei deiner Vorstellung leider mit Krücken und orthopädischen Schuh auf dem Feld. Wie kam’s dazu und wann kann Alois Schwartz wieder voll mit dir planen?

Ich bin beim Wandern so heftig umgeknickt, dass ich mir den Knöchel gebrochen habe. Leider war der Knochen verschoben, weshalb ich auch operiert werden musste. Inzwischen bin ich auf dem Weg der Besserung, die Hilfsmittel habe ich abgelegt und meine Schritte werden wieder runder. Es wird aber sicherlich noch einige Wochen dauern, bis ich die volle Beweglichkeit im Fuß zurückhabe.

Stand heute rechne ich damit, dass ich nach der Winterpause wieder voll einsteigen kann. Leider würde meine Luft wohl nur für zwei kurze Sprints reichen und die Gegner würden sich auf eine Slamomstange freuen, die sie ganz einfach umspielen könnten. Bekäme ich aber in guter Schussposition vor dem Tor den Ball, ja dann…….

#109 – 6. Spieltag: Holstein Kiel – SV Sandhausen

Das Spiel 

Zum 6. Spieltag reist der SV Sandhausen am Sonntag, den 28.08.2022 zum weitesten Auswärtsspiel des Jahres nach Kiel an die Ostsee. Das Spiel gegen die KSV Holstein wird 13.30 Uhr angepfiffen und ist für den SVS das erste Sonntagsspiel der aktuellen Saison. Nach den Ergebnissen des vergangenen Wochenendes treffen zwei Teams aufeinander die schnell für Wiedergutmachung sorgen wollen. Während der SV Sandhausen wie schon gegen Karlsruhe auch gegen den 1. FC Nürnberg eine Führung nicht ins Ziel brachte und die 3 Saisonniederlage musste, gab es für die Gastgeber aus Kiel ein 7:2 Debakel beim SC Paderborn. Nach 5 Partien steht die KSV aktuell mit 8 Punkten nach der ersten Saisonniederlage auf Rang 8 und damit 6 Plätze vor den Gästen aus Sandhausen. Der SVS belegt vor dem 6 Spieltag mit 6 Punkten den 14 Platz und möchte in Kiel den negativen Trend der vergangenen Wochen umkehren. 

Der vergangene Spieltag 

Same, Same, but different. Wie schon vor Wochen Frist im Wildpark in Karlsruhe, konnte der SV Sandhausen auch im Heimspiel gegen den Club aus Nürnberg seine Führung nicht über die Zeit bringen. Im Gegenteil, in der Nachspielzeit mussten die Männer von Alois Schwarz abermals den Gegentreffer zur verdienten Niederlage hinnehmen. Aber der Reihe nach. 

Im Vergleich zum Spiel gegen den Karlsruher SC war die erste Halbzeit des SVS eine echte Verbesserung. Der 1. FC Nürnberg schaffte es nicht sein gewohnt dominantes Kurzpassspiel aufs Feld zu bringen. Vielmehr war man über die aggressive Spielweise der Gastgeber erstaunt und ließ sich nur allzu leicht den Schneid abkaufen. Durch gezieltes anlaufen im Spielaufbau schaffte es der SVS mit zunehmender Dauer den Nürnbergern die Lust am Spiel zu nehmen, was anhand steigender Fehlpassquoten auch statistisch ablesbar war. Die Nürnberger Offensivabteilung um Daferner, Shuranov und co. war ein ums andere Mal unterlegen, wenn es in direkte Duelle mit der Sandhäuser Verteidigung ging. Daher war auch die situativ glückliche Führung durch den Distanzschutz von Bashkim Ajdini durch aus verdient, wenn man den Blick auf die Vollen 45 Minuten legt. 

In dieser ersten Halbzeit waren auch die kurzfristigen Ausfälle von Tom Trybull sowie Dennis Diekmeier nicht spürbar. Hatte man vor Beginn der Partie noch Sorge, dass das menschgeworden Metronom Trybull merklich fehlen wird, so konnte Marcel Ritzmaier durch eine engagierte Leistung Pluspunkte für sich sammeln. War er doch an vielen guten Umschaltmomenten beteiligt, bei denen er zuvor als Ballgewinner bzw. Ballverteiler erfolgreich war. Auch Ajdini, nicht nur wegen seines Tores, stellte keine Verschlechterung zu Dennis Diekmeier da. Bei seinem ersten Startelfeinsatz der aktuellen Saison bewies Ajdini abermals, warum er gerade auch in der vergangenen Saison ein wichtiger Faktor für die Mannschaft war.

Ebenso könnte noch die dritte Veränderung in der Startelf positiv erwähnt werden. Ahmed Kutucu belebte das Offensivspiel des SVS im Vergleich zu Matej Pulkrab merklich. Er war aktiv und immer anspielbar, konnte auch einige gefährliche Situationen herstellen. Der Kritikpunkt und vielleicht auch der Knackpunkt, wenn es darum geht, ob er in Kiel wieder starten darf, war sein Umgang mit derlei Situationen. Seine zwei Läufe von halblinks in den Strafraum hätten mindestens gefährliche Situationen nach sich ziehen müssen und nicht wie geschehen kläglich verpuffen. 

Was dann jedoch in der Halbzeitpause in beiden Kabinen geschah bleibt nur zu vermuten. Kamen beide Teams zwar personell unverändert zurück aufs Spielfeld, so war direkt von Anpfiff weg spürbar, dass das Momentum sich verändert hatte. Der SVS bekam nicht mehr den Zugriff auf die Nürnberger Spieler wie noch in den 45 Minuten zuvor. Das dann mit der ersten Ecke und einer Unachtsamkeit in der Sandhäuser Verteidigung direkt der Ausgleich viel, spielte natürlich den Gästen aus Nürnberg in die Karten. 

Erspielten sich die Nürnberger nun in den zweiten 45 Minuten ein optisches, wie auch statistisches Übergewicht, so konnten sie die verbesserte Leistung bis in die Nachspielzeit hinein nicht in ein weiteres Tor ummünzen. Dass dies letztendlich doch noch gelang, ist zum einen natürlich der individuellen Klasse der Nürnberger Akteure geschuldet, zum anderen jedoch auch der immer wiederkehrenden Unachtsamkeit im Sandhäuser Spiel geschuldet. Hier dürfen sich Spieler, sowie Verantwortliche gerne die Frage stellen, woran es liegt, dass die Mannschaft trotz der wenigsten  gelaufenen Kilometer gegen Ende einer Partie immer auffällig ausgelaugt und angeknockt wirkt. Beide Gegentore gegen Nürnberg sind in ähnlicher Weise in Karlsruhe schon mal gefallen. Alle vier Gegentreffer, speziell jedoch die jeweiligen Siegtreffer der gegnerischen Mannschaften, entstanden aus unkonzentriertem Abwehrverhalten, dass gefühlt aufgrund konditionellen Schwächen entsteht. Ich schreibe absichtlich gefühlt, da das der Eindruck ist der auf der Tribüne entsteht. Das tatsächlich zu behaupten würde bedeuten, dass ich die Arbeit des Trainerteams kritisieren oder zumindest in Frage stellen würde. Und das ist nicht die Absicht, dafür hat die Mannschaft in den vergangenen Monate zu konstant positive Leistungen gezeigt. Vielleicht ist es auch einfach nur fehlendes Glück, dass man in den Parteien zu Hause gegen Bielefeld und Düsseldorf noch hatte und dass eventuell schon bald wieder zurückkommt. 

Trotzdem ist nun nach fünf gespielten Partien in der zweiten Liga ein Trend zu erkennen, dem man besser früher wie später entgegenarbeitet. Dass die Mannschaft personelle Veränderung innerhalb der Startelf verkraftet, hat sie gerade in diesem Spiel in der ersten Halbzeit gezeigt. Vielleicht ist es jetzt auch an Alois Schwartz und seinem Team dahingehend die richtigen Schlüsse zu ziehen und gerade den bis lang gesetzten Akteuren zu zeigen, dass man entsprechende Alternativen in der Hinterhand hat und bereit ist, diese auch einzusetzen. Der Kader ist stärker und ausgeglichener als in den vergangenen Jahren. Wir kommen nun immer mehr in eine Phase der Saison, bei der es an der Zeit ist die Kaderbreite auch zu nutzen. 

Ein Wort noch zu Schiedsrichter Dr. Max Burda. Er war sicher nicht spielentscheidend, wirklich nicht. Auch wenn er meiner Meinung nach einige Entscheidung zu Ungunsten des SVS fällte war keine so entscheidend, dass man daran die Niederlage festmachen konnte. Was ich jedoch wirklich schlecht fand, war sein Umgang mit den Becherwürfen aus Nürnberger Block in Halbzeit 1. Das erst nach der 3. Ecke und vielfachen Treffern gegen Chima Okoroji der Weg zu Nürnberger Spielern ging um diese zur Beruhigung der Situation in den Block zu schicken, kam für mich viel zu spät. Hier hätte der Unparteiische deutlicher agieren müssen und im Zweifelsfall auch eine Unterbrechung der Partie in Betracht ziehen. Wie der Kicker in seiner Montagsausgabe auf eine 2,5 für die Leistung Burdas kommt, bleibt mir ebenso ein Rätsel wie Ajdinis Berufung in die Kicker-Elf des Tages. Da hat wohl auch das Traumtor in Halbzeit 1 Eindruck hinterlassen. 

Die besondere Statistik

Die besondere Statistik in dieser Woche ist aus Sandhäuser Sicht auch die beunruhigendste. In bisher 6 Aufeinandertreffen im Holstein-Stadion konnten die Kurpfälzer noch nie als Sieger vom Platz gehen. 2 der letzten 3 Partien konnten die Hausherren von der Ostsee sogar für sich entscheiden. 

Eine Siegquote von 0% weist der SVS in der aktuellen Besetzung der zweiten Liga nur noch gegen die Bielefelder Arminia und Hansa Rostock auf. Bei beiden Vereinen konnte der SVS noch nie 3-fach punkten, wenn er zu Gast war. 

Immerhin endeten die Aufeinandertreffen beider Teams in Liga 2 nie torlos. Bei 2 von 3 Unentschieden wurde den mitgereisten Sandhäuser ZuschauerInnen zumindest 2 Tore geboten, die den Punktgewinn abrundeten. Das jedoch sollte die Mannschaft nicht als Aufforderung verstehen, diese Statistik auszubauen, sondern viel mehr alles daran zu setzen die erste Sandhäuser Elf zu sein, die 3 Punkte aus Kiel mit in die Kurpfalz bringt. 

Ein Blick auf den Gegner 

Ein Ziel dieses Blogs war und ist es ja auch immer die gegnerischen Vereine besser kennenzulernen. Dabei hilft mir diese Woche Patrick Drews, Podcaster aus Nürnberg und treuen LeserInnen des Blogs schon bestens aus der Vorsaison bekannt. Den Podcast von Patrick und seinen Kollegen findet ihr unter 1912.fm und auf Twitter unter @1912FM_Kiel. Dieses Mal ist der Dank meinerseits noch größer, da Patrick spontan für einen anderen Twitter-User eingesprungen ist, der nach Zusage nie wieder für mich zu erreichen war. Und nun rein in die Fragen und viel Spaß mit den Antworten von Patrick. 

7:2 in Paderborn. Die höchste Niederlage seit der Rückkehr in die zweite Liga. Auf die Ferne ein absolutes Freak-Spiel. Was ist da vergangene Woche in Ostwestfalen passiert?

Klassisch vercoached würde ich sagen. Offensiv und auch im Mittelfeld war die Leistung Holsteins eigentlich echt okay. Defensiv fanden wir überhaupt kein Zugriff, liesen Paderborn einfach machen und dann hatte Paderborn auch noch ein Tag wo jeder Schuss reinging. Allerdings waren auch einige Entscheidungen des Trainers fragwürdig. Das er dann nach dem Spiel sagt „an der Taktik lag es nicht“, stößt doch sehr sauer auf.

Die letzte derartige Niederlage (6:1 vs. Werder II) gab es in der Saison 09/10, an deren Ende der Abstieg in die Regionalliga stand. Welche Geschichte schreibt die KSV in dieser Saison nach der Niederlage in Paderborn?

Das ist in der 2. Bundesliga nie vorhersehbar. Wenn wir schnell den Klassenerhalt eintüten ist alles gut. Welche Geschichte gerne weitergeschrieben werden kann ist, das wir, seit Wiederaufstieg, nicht gegen den HSV verloren haben. 

Auf einschlägigen Internetseiten lässt sich nachlesen, dass es relativ wenig Bewegung im Kader gab, was positiv oder negativ interpretiert werden kann. Wie zufrieden sind die Kieler AnhängerInnen mit der aktuellen Transferperiode? 

Aktuell befindet man sich bei Holstein in dieser klassischen Phase: Gewinnt man, sind wir die besten, verliert man, sind alle Spieler doof und können nichts. Insgesamt ist der Kader aber für die zweite Liga ordentlich und vollkommen ausreichend. Man hat natürlich keine Unterschiedsspieler mehr wie z.B damals einen Lee oder einen Marvin Ducksch. Aber die Verstärkungen sind okay und die Breite des Kaders gut.

Mit Alexander Mühling hat der Rekordspieler der KSV in Liga 2 eine Vergangenheit im Hardtwald, wo noch Bieler auf dem Trikot stand. Wie wichtig ist er mittlerweile für Holstein?

Nicht mehr Wegzudenken. Auch wenn er aktuelle eine schwächere Phase hat, ist Mühling ein unheimlich wichtiger Spieler und ein richtig geiler Kicker. Eine Konstante bei Holstein und ein sympathischer Typ. Ich hoffe er bleibt uns noch lange erhalten. 

Als eines der wenigen Zweitligateams schickt Marcel Rapp sein Team nicht mit 4er, sondern einer 3er Kette aufs Feld. In den Ergebnissen spiegelt sich dadurch jedoch nicht wirklich Stabilität wieder. Wie sehen die Fans Die taktische Ausrichtung Rapps im speziellen und ihn persönlich nach einem Jahr Amtszeit im Allgemeinen? 

Rapp hat wenig Fans bei uns. Er startet immer wieder mit der 3 er Kette, merkt das es nicht klappt, stellt auf 4er Kette um und dann läuft es meistens besser im Spiel. Eine große Entwicklung bei Spielern oder System ist nicht spürbar und es wirkt sehr oft alles etwas „planlos“ und auf den Zufall ausgelegt. Mir Persönlich kann man zu selten erkennen was der Matchplan ist.

Als einer der wenigen Vereine in Liga 2 gibt es in Kiel eine traditionsreiche Frauenmannschaft die aktuell in der Regionalliga Nord spielt, in der Vergangenheit zeitweise jedoch erfolgreicher war als die Herrenmannschaft. Wie hoch ist die Wertschätzung für die Abteilung innerhalb des Vereins und der Fanszene?

Bei der Fanszene ist sie da. Nicht riesig aber da. Spiele der Women werden immer mal wieder besucht und zuletzt im DFB-Pokal gegen Bochum waren 2289 Zuschauer im Stadion und es wurde richtig Stimmung gemacht. Innerhalb des Vereins ist die Wertschätzung quasi nicht vorhanden. Die Women sollten sogar schon ausgegliedert werden, erst nach heftiger Kritik seitens der Fans und co wurde dieses Vorhaben zurückgezogen. Da muss der Verein definitiv noch nachlegen. Football has no Gender! 

Aufgrund der Dominanz und des Erfolges der THW-Kiel, war und ist (?) die KSV nie die sportliche Nummer 1 in Kiel. Ändert sich das durch die erfolgreichen Zweitligajahre oder bleibt der Handball weiterhin unerreicht an der Spitze des Interesses? 

Ich denke schon dass man sagen kann, das Holstein inzwischen Platz 1 ist bzw. sich zumindest Platz 1 mit dem THW teilt. Er kommen mehr Fans zu den Spielen und allgemein sieht man immer mehr Holstein Trikots in der Stadt. Es gibt natürlich viele alteingesessene THW-Fans, auch nicht wenig, dennoch ist Fußball einfach Nummer 1 Sportart in Deutschland weswegen man immer mehr Kids in Holstein Trikot sieht. Für eine Stadt wie Kiel ist es natürlich einfach super zwei Mannschaften zu haben die so erfolgreich sind. 

Wenn du den Spielverlauf für Sonntag vorhersagen müsstest, was für ein Spiel sehen wir und wie geht es aus? 

Leider sind die Spiele Holstein – Sandhausen selten Spiele wo man tollen Fußball sieht. Ich hoffe auf ein 2:2 und das unser Trainer zusammen mit der Mannschaft eine Reaktion zeigen. So richtig dran glauben kann ich aktuell nicht. Beide Tore für Sandhausen wird David Kinsombi erzielen.

Eine Vorhersage der Aufstellung kann ich leider nicht treffen, da leider nicht immer Sinnvoll vom Trainer aufgestellt wird 😀

3 Fragen zum SVS von … Patrick Drews 

Wie schon in der vergangenen Woche gibt es auch diese Woche wieder nur eine Frage zum SVS von meinem Gast. Die hat er jedoch mit ordentlich Kontext gefüllt. Was bekannt ist, ist die Vergangenheit David Kinsombis in Kiel, wo er auch seine bisher beste Zeit als Profi verbrachte. Seine Zeit dort endete jedoch vor allem aus Kieler Sicht ungut, wie Patrick nochmal feststellte. Seinen Kredit, den er sich in der Zeit an der Ostsee zurecht erspielt hatte, hat er mit seinem Abgang zum HSV komplett verspielt. Noch heute wird ihm nachgetragen, dass er sogar Teile seiner Ablöse selbst übernommen haben soll, um den Wechsel an die Elbe zu finalisieren.

Nachdem er in Hamburg nun nicht mehr allzu sehr im Fokus stand, sieht Patrick Kinsombi beim SVS wieder auf dem aufsteigenden Ast und möchte wissen, wie zufrieden wir in Sandhausen mit dem Transfer sind? 

Ich denke das nicht nur am Hardtwald aufgehorcht wurde, als der Transfer im Sommer verkündet wurde. David Kinsombi ist eigentlich nicht der typische SVS-Transfer. Und dass, obwohl er beim HSV nicht mehr über Kaderplatz 13-15 hinauskam. Alleine die schon angesprochene Zeit in Kiel und die damit verbundene Leistung sind ein Versprechen, dass sehr verheißungsvoll daherkommt. Das der Transfer dann auch noch zu sehr verträglichen finanziellen Konditionen über die Bühne ging, hat den ganzen Deal sicher nicht schlechter gemacht. Geht man davon aus, dass alle Gerüchte um den jetzigen Wechsel zum SVS und den damaligen Wechsel aus Kiel nach Hamburg stimmen, hat es eine gewisse Ironie das beim jetzigen Wechsel eine zusätzliche Zahlung des HSV an den Spieler geflossen sein soll. Ob die kolportierten 250.000€ den damaligen Gehaltsverzicht aufwiegen, wird wohl ein Geheimnis Kinsombis bleiben. 

Für den SV Sandhausen ist der Transfer natürlich überragend. Einen Spieler dieser Qualität in dessen Alter an den Hardtwald zu locken ist, ähnlich dem Testroet-Transfer in der Vorsaison, eigentlich ein No-Brainer. Ein David Kinsombi, der auch nur annähernd sein Potenzial ausschöpft hilft dir als SVS immer. Und das hat er ja in den ersten Spielen bereits mehr als deutlich bewiesen. Abgesehen von seinen 3 Treffern, ist in der Mannschaft auch spielerisch eine Verbesserung zum Vorjahr sichtbar. Nicht über die kompletten Spiele, aber punktuell. Sicher ist das auch mit der Installation Kinsombis verknüpft, was jedoch noch einer wirklichen Belastungsprobe standhalten muss. 

Ob er aktuell tatsächlich auf der für ihn optimalen Position eingesetzt wird, bleibt abzuwarten. Ich persönlich hätte ihn mir mehr in der zentrale gewünscht, aufgrund des Fehlens von Cebio Soukou war jedoch fast ausschließlich auf der rechten Außenbahn zu finden. Ob die Rückkehr Soukous, die mit seinen Einwechslungen gegen Karlsruhe und Nürnberg immer näher rückt, die Startformation durcheinander und damit auch David Kinsombi auf einer andere Position wirbelt, werden die kommenden Wochen zeigen.

Aufgrund seines Alters, seiner Qualität und auch seiner Erfahrung liegt die Erwartung nahe, dass er auch innerhalb der Mannschaft eine Führungsrolle einnehmen soll. Ob dies der Fall ist bzw. ob dies sich entwickeln kann, ist bisher nicht überliefert. In den wenigen Interviews die man von ihm bisher wahrgenommen hat, wirkt er jedoch sehr sympathisch und auch in der Lage, eine gewichtigere Rolle in Sandhausen anzunehmen. Ob man das jedoch von einem Spieler nach knapp 2 Monaten erwarten darf, ist sicher zu diskutieren. Sein Auftreten auf dem Platz lässt zumindest die Vermutung zu, dass mit der Verpflichtung Kinsombis ein Gesamtpaket geschnürt werden konnte, das es so schon lange nicht mehr am Hardtwald gab. 

Voraussichtliche Aufstellungen

So könnte Holstein Kiel auflaufen:

So könnte der SV Sandhausen auflaufen:

#108 – 5. Spieltag: SV Sandhausen – 1. FC Nürnberg

Das Spiel 

Im 3. Heimspiel der Saison empfängt der SV Sandhausen am Samstag den 20.08.2022 um 13.00 Uhr den 1. FC Nürnberg im heimischen Hardtwaldstadion. Der Gast aus Nürnberg ist mit großen Erwartungen in die aktuelle Spielzeit gestartet und mit 4 Punkten aus den ersten 4 Spielen relativ hart in der Realität gelandet. Auf Platz 13 stehend reist man mit einem gewissem Druck in die Kurpfalz, wo mit dem SVS eines der aktuell heimstärksten Teams der Liga wartet. Der Sportverein steht mit seinen 6 zu Hause gewonnenen Punkten aktuell auf Rang 10 der zweiten Liga und möchte seine Serie am Hardtwald nur zu gerne ausbauen. 

Der vergangene Spieltag 

Die Serie hält. Leider. Auch im zweiten Auswärtsspiel der Saison konnte der SV Sandhausen vergangenen Samstag im Karlsruhe Wildparkstadion nicht den erhofften ersten Auswärtserfolg feiern. Im Gegenteil. Wie schon in Darmstadt musste sich der SVS einem ersatzgeschwächten Gegner geschlagen geben. 

Im mit knapp 15.000 ZuschauerInnen gut gefüllten Wildparkstadion entwickelte sich direkt von Beginn an eine muntere Partie mit klaren Vorteilen für den Karlsruher SC. Umso überraschender konnte David Kinsombi nach 10 Minuten die Gäste aus Sandhausen in Führung bringen, was schon zu diesem frühen Zeitpunkt den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hat. Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit  festigte sich das Bild des wütend anrennenden Heimteams gegen die mit Mann und Maus verteidigenden Gäste. Nach gut einer halben Stunde nutzte der KSC dann ein Abstimmungsproblem, von welchem es an diesem Nachmittag mehrere in der Defensive des SVS gab, konsequent aus und glich durch den ehemaligen Sandhäuser Jugendspieler Malik Batmaz zum verdienten 1:1 aus. 

Das Alois Schwarz an der ersten Halbzeit seines Teams einiges auszusetzen hatte, zeigte sich schon allein an den für ihn untypischen Wechsel in der Pause. Mit Wiederanpfiff ersetzte Ahmet Kutucu den tapfer kämpfenden, aber Glücklosen Matej Pulkrab, sowie Philipp Ochs Christian Kinsombi. Mit dem Wechsel ging eine Systemumstellung einher, die dem Sandhäuser Spiel etwas Entlastung geben und für mehr Offensivaktionen sorgen sollte. Das 4-4-2 mit Raute brachte die erhoffte Veränderung zu Beginn der zweiten Halbzeit und sorgte dafür, dass der KSC sich erst wieder neu auf den Gegner einstellen musste. Diese Verwirrung konnte der SVS bei einer schnell ausgeführten Standartsituation in der 60. Spielminute durch Ahmet Kutucu ausnutzen. Aus dem Nichts konnten die Gäste den alten Abstand wieder herstellen, was die Hoffnung mit sich brachte das die Mannschaft nun mit Selbstvertrauen die Führung über die Zeit bringen könnte. 

Mit zunehmender Spieldauer setzte Trainer Christian Eichner alles auf eine Karte und wechselte Offensivspieler um Offensivspieler ein um die dritte Niederlage im vierten Saisonspiel noch abzuwenden. Dass dies gelang, lag letztendlich nicht nur am unbedingten Karlsruhe Willen der über 90 Minuten sicht – und spürbar war, sondern auch an den bereits erwähnten Abstimmungsproblemen in der Sandhäuser Defensive. Das Simone Rapp beim 2:2 mit seiner Körpergröße so unbedrängt zum Kopfball hoch steigen kann ist bei den Maßen der Sandhäuser Innenverteidigung nicht zu erklären. Solche Nachlässigkeiten werden in der zweiten Liga sofort bestraft. Das nach dem Ausgleich das komplette Stadion noch mal hinter der Heimmannschaft steht und mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke versucht das eigene Team zu pushen spielte dem KSC natürlich in die Karten. Ob die Stimmung seinen Teil beigetragen hat bleibt Spekulation, letztendlich waren es wieder Abstimmungsprobleme auf der rechten Seite die Cueto 3 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit relativ unbedrängt in den Sechzehner eindringen ließen. Aus knapp 11 Metern hatte dann auch Patrick Drewes keine Chance mehr und der Endstand war hergestellt. 

Auch wenn es polemisch ist und eigentlich nicht die Art mit der ich Spiele analysieren möchte, passt es hier nur zu gut. Der KSC wollte den Sieg an diesem Tag einfach mehr als der Gegner. Von Beginn an war zu sehen das Karlsruhe, trotz Verletzungsproblematik  und der aktuellen Tabellensituation, um jeden Preis als Sieger vom Platz gehen wollte. Beim SV Sandhausen war ähnlich wie beim Auftritt in Darmstadt eine gewisse Lethargie zu spüren. Selbst die beiden Führungstreffer konnten der Mannschaft nicht die Sicherheit geben, das Spiel  zu beruhigen und herunter zu spielen. Trotz großem Selbstvertrauen, bessere Ausgangssituation und den Führungstreffen im Rücken, schafft der SVS es nicht sich auf die eigenen Tugenden Zu besinnen. Im Gegenteil, man ließ sich in einen hektischen Schlagabtausch verwickeln, für den der Gastgeber an diesem Tag einfach besser gerüstet war.

Was der SVS aus diesem Spiel mitnehmen kann, ist die Erkenntnis das es in Liga zwei gegen keinen Gegner ausreicht, auch nur 5 % Punkte weniger zu investieren. Abstimmungsprobleme In der Defensive haben ausgereicht das sonst so stabile Konstrukt ins Wanken zu bringen. Und dann bedarf es nur einer motivierten und aggressiven gegnerischen Mannschaft, um irgendwann auch den besten Torwart zu überwinden. Ohne den wieder mal glänzend aufgelegten Patrick Drewes, wäre das Spiel schon früher in eine andere Richtung gelaufen. 

Sicherlich ist das Spiel keinen Grund alle positiven Entwicklungen wieder über den Haufen zu werfen und die Mannschaft schlecht zu reden. Im Gegenteil, man kann sogar etwas positives daraus ziehen. Das man auch oder trotz einer solchen Leistung im Stande war auswärts zwei Tore zu erzielen, ist eine Verbesserung zur Vorsaison. Nichts desto trotz muss oder sollte ein Weiterentwicklung nicht zu lange auf sich warten lassen, möchte man nicht die in den Heimspielen mit viel Aufwand erkämpften Erfolgserlebnisse Woche für Woche bei teils auf Augenhöhe agierenden Gegnern zu Nichte machen. Sicherlich bietet das Spiel genug Ansatzpunkte zur Analyse, die sich das Trainerteam in der Woche vor dem Nürnberg Spiel ganz genau anschauen wird um vielleicht an der ein oder andere Stellschraube an System oder Startaufstellung zu drehen. 

Sechs Punkte aus den ersten vier Spielen wären zu Beginn der Runde sicherlich ein Ergebnis gewesen, dass alle AnhängerInnen gerne so unterschrieben hätten. Aktuell fühlt es jedoch tatsächlich eher nach mindestens drei verschenken Punkten an. Nichtsdestotrotz sollte man nicht so vermessen sein und von einem holprigen Start sprechen sondern anerkennen, dass die Entwicklung der Mannschaft auch im Sommer 2022 weiter voranschreitet.

Die besondere Statistik

Das besondere an der Partie kommenden Samstag ist die hohe Wahrscheinlichkeit, dass die 3 Punkte am Hardtwald mit ziemlicher Sicherheit nicht aufgeteilt werden. In 15  Duellen trennten sich beide Teams noch nie ohne einen Sieger. Einzig im Pokal wurde die Entscheidung im Elfmeterschießen herbeigeführt. Und das direkt im ersten Duell beider Vereine überhaupt am 04.08.2013, als sich der Sportverein Sandhausen in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 4:3 nach Elfmeterschießen gegen den Club aus Nürnberg durchsetzen konnte. 

In allen darauffolgenden Partien konnte sich immer eine der beiden Mannschaften nach Ablauf der 90 Minuten die 3 Punkte sichern. Von 14 Duellen in der zweiten Liga gewann der SV Sandhausen 5, der 1. FC Nürnberg konnte sich 9x durchsetzen. In Sandhausen ist die Bilanz etwas ausgeglichener mit 3 Siegen für den Sportverein und 4 für den Club. Somit hat der SVS am Samstag also die Chance zumindest die direkte Bilanz am Hardtwald Pari auszugleichen. 

Das letzte Duell beider Mannschaften in Nürnberg diesen April war mit 6 Treffern auch das torreichste Aufeinandertreffen beider Clubs. Nicht nur die 6 Tore an sich, sondern auch die 4 Sandhäuser Treffer aus Standardsituationen sind eine Besonderheit. Ob der FCN aus dem Spiel noch eine Extramotivation ziehen wird, bleibt abzuwarten. Sicherlich werden die Nürnberger noch genau erinnern, wer dafür verantwortlich war, dass der Club sich frühzeitig aus dem letztjährigen Aufstiegsrennen verabschiedete. 

Ein Blick auf den Gegner 

Ein Ziel dieses Blogs war und ist es ja auch immer die gegnerischen Vereine besser kennenzulernen. Dabei hilft mir diese Woche Fadi Keblawi, Journalist aus Nürnberg und seines Zeichens ausgewiesener Club – Experte. Auf Twitter ist Fadi  unter @gopankhurst zu finden. Nicht zu vergessen, einen Podcast zum 1. FC Nürnberg gibt’s natürlich auch an dem er beteiligt ist. Bei Ka Depp – der Clubpodcast wird wöchentlich über die großen und kleinen Geschichten um den Club gequatscht. Ihr seht, Fadi ist ein Tausendsassa und gerade deshalb freue ich mich umso mehr, dass er sich Zeit für meine Fragen genommen hat. Viel Spaß damit. 

Der Club ging mit großen Hoffnungen in die Spielzeit 2022/2023. Bereits am 4. Spieltag drehen die ZuschauerInnen im Max-Morlock-Stadion der Mannschaft den Rücken zu und machen damit ihrem Unmut Luft. Handelt es sich im Fall des FCN um falsche Hoffnungen oder ein ungeduldiges Umfeld?

Meine Meinung und die muss nicht unbedingt richtig sein: Der Club kann den Ansprüchen schon gerecht werden, das hat unter anderem das Derby gezeigt. Ich glaube, dass es sich beim Spiel gegen Heidenheim um eine besondere Angelegenheit handelt. Heidenheim ist eine der Mannschaften, die rund um den Club immer noch nicht als eine auf Augenhöhe akzeptiert wird. Dann sind alle überrascht, dass da eine Spitzenmannschaft der Liga ankommt (am Freitag offenbar Spieler wie Zuschauer) und dann kommt so ein ungemütlicher Abend dabei heraus.

Mit Tom Krauß, Asgar Sörensen und Kilian Fischer verließen 3 Leistungsträger der vergangenen Saison den Club. Dagegen konnte man mit Daferner, Duah, Wekesser, Lawrence, Gyamerah, Fofana und Wintzheimer den Kader nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite verstärken. Welche Möglichkeiten bietet der Kader Klauß in seinem 3. Jahr und wo siehst du gegen Ende der Transferperiode noch Handlungsbedarf? 

Ich glaube, die Mannschaft ist jetzt tatsächlich gut aufgestellt. Von den Abgängen schmerzt eigentlich nur Krauß so wirklich, bei den beiden anderen waren eher alle überrascht, dass man mit ihnen in diesem Sommer schon Geld verdienen kann. Die Mannschaft ist auf dem Papier besser als in der vergangenen Saison – jetzt muss es Klauß nur noch schaffen, dass das Offensivspiel endlich einmal strukturiert wird. Handlungsbedarf sehe ich in Sachen Transfers wie die meisten in Nürnberg noch auf der 6 – aber das wird eher nicht mehr passieren, wenn sich Johannes Geis nicht verletzt.

Mit Mathenia, Valentini, Lohkemper, Nürnberger, Handwerker und Geis sind aktuell nur 6 Spieler im Kader, die nicht in der Amtszeit von Robert Klauß verpflichtet wurden. In Relation zu den Platzierungen der vergangenen Jahre wird deutlich, wie abhängig die Spielidee Klauß abhängig vom Kader ist. Wie würdest du den Fußball beschreiben den Klauß, entwickelt über die letzten beiden Jahre, in Nürnberg spielen lässt?

Unter Klauß ist der Fußball in Nürnberg widerstandsfähiger geworden. Diese Mannschaft fällt nicht mehr so leicht auseinander, wie es ihren Vorgängern mitunter geschehen ist. Hört sich komisch an nach diesem krachenden 0:3 gegen Heidenheim, ist aber so. Der Club ist eigentlich schwer zu bezwingen – hat aber immer mal wieder solche Spiele drin, in denen dann gar nichts geht (letzte Saison ein 0:5 gegen Ingolstadt daheim).

Im Rahmen einer Presserunde nach dem Derbysieg gegen Fürth ließ Dieter Hecking seine Zukunft nach Ablauf seines Vertrages im November 2023 offen. Sicherlich schwingt da etwas Koketterie mit, jedoch weiß man das im Fußball nichts in Stein gemeißelt ist. Wie wichtig ist ein Verbleib Heckings über 2023 hinaus für die Entwicklung des Clubs und wie hoch ist sein Anteil an der stetigen Entwicklung des 1. FC Nürnberg seit der Relegation 2020?

Dieter Hecking hat den 1. FC Nürnberg beruhigt. Das war erst einmal das wichtigste nach den Relegationsspielen gegen Ingolstadt, als hier in Nürnberg doch alles sehr aufgeregt war. Diese Ruhe hat auch durch die letzten zwei Spielzeiten getragen, in denen Klauß und Hecking mindestens eine Krise haben meistern müssen jeweils. Dass Olaf Rebbe bei der Kaderplanung hilft, ist sicherlich kein Nachteil. Ob Hecking der Sportvorstand ist, der den Club  wirklich auch strategisch nach vorne bringen kann, ist eine Frage, die sich jetzt noch nicht beantworten lässt.

Für Alois Schwartz steht der Start in die Saison 22/23 unter der Überschrift „Alte Bekanntschaften“. Bis zur ersten Länderspielpause hat er alle seine Ex-Vereine der zweiten Liga bespielt. Darunter auch der Club, für den Schwartz 2016 den SVS verließ um nach 25 Spielen des Amtes enthoben zu werden. Von all seinen Stationen sicherlich die am wenigsten erfolgreiche. Welchen Blick hat man als Club-Fan auf Alois Schwartz?

Einen entschuldigenden Blick vielleicht. Die Sache mit Schwartz und Nürnberg hat nicht gepasst. Nicht von seiner Seite, nicht von Nürnberger Seite. Er wurde hier auch von den Medien sehr kritisch gesehen – dass er ein guter Trainer ist, hat er aber auf allen anderen Stationen bewiesen.

Geht man die wichtigsten Statistiken der beiden Mannschaften einzeln durch, liegt der 1. FC Nürnberg in fast allen vorne. Kombiniert mit den bereits angesprochenen Erwartungen vor der Saison wäre man dadurch klarer Favorit in Sandhausen. Woran liegt es das das Duell am Samstag sich doch eher wie eines auf Augenhöhe anfühlt? 

Weil der Club eben bislang mit Ausnahme des Derbys keine überzeugende Saison spielt. Und weil er inzwischen eben auch ein sehr normaler Zweitligist ist – wie der SV Sandhausen.

Wenn du den Spielverlauf für Samstag vorhersagen müsstest, was für ein Spiel sehen wir und wie geht es aus?

Ein dreckiges 1:0 für den Club würde hier in Nürnberg schon allen reichen.

Zum Schluss nochmal ein Blick in die Vergangenheit: In der jüngeren Vereinshistorie des 1. FC Nürnberg bleibt 06.05.2018 der Tag es größten sportlichen Erfolgs. Welche Erinnerungen hast du an den 33. Spieltag der damaligen Zweitligasaison? 

An einen schönen Arbeitsausflug, an dessen Ende es dann Bratwürste und Dosenbier im Auto zurück nach Nürnberg gab.

3 Fragen zum SVS von … Fadi Keblawi  

Fragen habe ich eigentlich nur eine: Wann steigt der SVS denn jetzt eigentlich mal in die erste Liga auf?

Die Frage ist legitim. Nach 10 Jahren hätten die meisten Vereine sicher schon Ansprüche angemeldet bzw. hatten wie Heidenheim oder Kiel schon mal ihre Finger drin im Aufstiegsrennen. Also warum nicht dieses Jahr der Sportverein aus Sandhausen. Eine Dekade in Liga 2 sollte ausreichen um den großen Wurf vorzubereiten. Zusätzlich hat Karlsruhe´s Christian Eichner den SVS ja vergangene Woche schon zu einem Aufstiegsfavoriten erhoben. Nie standen die Zeichen also besser.

Spaß beiseite. Die erste Liga ist für den SVS definitiv eine Nummer zu groß. Sportlich ist eine Entwicklung natürlich immer möglich, jedoch ist der Verein solchen Aufgaben infrastrukturell nicht gewachsen, was die Stadiondebatte im vergangenen Jahr leider sehr deutlich zeigte. Der Wachstum und die Professionalisierung, die den Verein in den vergangenen Jahren fast schon überholt hat, ist an vielen Stellen zu spüren. In der zweiten Liga ist das vielleicht noch einigermaßen zu kaschieren, in der Bundesliga wären die Unzulänglichkeiten was Stadion und Umfeld mit sich bringen wohl nicht mehr zu kaschieren. 

Davon abgesehen glaub ich auch nicht, dass es im und um den Verein ernsthaft jemand gibt der den Anspruch hat, dass der SV Sandhausen irgendwann mal die zweite Liga nach oben hin verlassen muss. Ich hoffe das alle innerhalb des Vereins den Wunsch haben den maximalen sportlichen Erfolg zu erreichen (welcher im Optimalfall nun mal der Aufstieg wäre), aber eben auch die Demut und den realistischen Blick auf sich selbst haben und die natürliche Grenze akzeptieren, die durch äußere Gegebenheiten nun mal existiert. 

Ein Ziel kann jedoch sein diese Grenze Jahr für Jahr ein kleines Stück weiter nach oben zu verschieben und wer weiß, was ich dann in 10 Jahren auf die Frage antworten würde. Aktuell glaube ich jedoch, dass es für den SV Sandhausen erstmal darum geht, dass zu schaffen was Heidenheim bereits hinter sich hat. Die vollständige Stabilisierung in der zweiten Bundesliga und damit auch den Stempel als alljährlicher Abstiegskandidat abzulegen.

* Der Beitrag wurde vor der Verpflichtung Kemal Ademis fertiggestellt. Wer mehr zum neuen Mittelstürmer des SVS wissen möchte, sei auf das gestern veröffentlichte Transferupdate zum Spieler verwiesen.

Voraussichtliche Aufstellungen

So könnte der SV Sandhausen auflaufen:

So könnte der 1. FC Nürnberg auflaufen:

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