Markus Ewert ist ein Name, den noch vor einem Jahr diejenigen, die ihn kannten mit dem Fanmagazin Ligazwerg in Verbindung brachten. Seit der vergangenen Rückrunde wurde Markus jedoch relativ schnell und überraschend vom Fan zum Vereinsvertreter und exponierte sich in einer Art und Weise, die das Fan-Sein vom einen auf den anderen Tag verändern kann. Sich im Umfeld eines Fußballvereins raus aus der Meckerecke und rauf auf die (Mit)Entscheidungsebene zu begeben ist ein durchaus mutiger Schritt. Von der einen Seite vielleicht nicht wirklich akzeptiert zu werden, während die andere Seite einen nicht mehr als einen der Ihren ansehen könnte, war sicher ein Gedankengang, der des Öfteren durch Markus Kopf ging. Darüber, aber auch über seine Aufgaben, seine Ideen und bereits umgesetzte Fanthemen soll es in diesem Interview gehen. An dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an Markus für seine ausführlichen, aufschlussreichen und ehrlichen Antworten auf meine Fragen. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand in seiner Position sich mit einem Fanblog austauscht und so auch Einblicke in seine Arbeit gibt.
Und jetzt viel Spaß beim Lesen des Interviews mit dem Leiter Fanangelegenheiten des SV Sandhausen, Markus Ewert.
Seit April besetzt du die neugeschaffene Stelle „Leiter Fanangelegenheiten“. Die ersten 100 Tage sind also um. Wie fällt dein Fazit aus?
Offiziell wurde ich durch die Mitgliederversammlung im Mai in den Vorstand des SV Sandhausen für das Ressort Fanwesen gewählt. Schon im Februar wurde ich jedoch in den Kreis der Vorstände aufgenommen und kann daher sogar auf ein halbes Jahr Erfahrung in dieser Funktion zurückblicken. Mein Fazit für das erste halbe Jahr: Es macht mir Spaß, unsere Interessen zu vertreten, ich werde akzeptiert und kann auch meine Ideen vortragen. Zu den Einzelheiten kommen wir aber bestimmt noch.
Was war deine Motivation dich auf die Stelle zu bewerben?
Hier müssen wir bei den Fakten bleiben, um eine echte Bewerbung handelte es sich nicht. Als bei einem Fantreffen das Angebot der Vereinsführung kam, einen Vertreter von uns Fans mit eigenem Ressort in den Vorstand aufzunehmen, war die Bereitschaft in unseren Reihen gering, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen. Wäre es darauf hinausgelaufen, dass wir das Angebot mangels Bewerber nicht hätten annehmen können, wäre dies für unsere Fan-Szene sehr blamabel gewesen. Auf Bitten mehrerer Fans habe ich mich dann bereit erklärt, mich zur Wahl zu stellen.
Nach einer ersten Phase mit einer gewissen Unsicherheit (ich wusste ja nicht, was mich erwartet), fühle ich mich in der Rolle inzwischen sehr wohl.
Welche Ziele verbindet der Verein mit deiner Stelle und damit auch direkt mit deiner Person?
Es geht in erster Linie darum die Kommunikation und die Abstimmung zwischen der Vereinsführung und uns Fans zu verbessern. Es handelt sich um eine Schnittstellenfunktion um die jeweiligen Interessen diskutieren und vortragen zu können. Der Verein kann von einem offenen Austausch nur profitieren. Letztlich lassen sich durch intensive Gespräche Missverständnisse vermeiden, die ansonsten auch zu Konflikten führen könnten.
Es ist vielleicht nachvollziehbar, dass sich Vereinsbosse nicht immer in die Gedanken- und Handlungswelt eines Fans hineinversetzen können. Ich habe insofern auch die Möglichkeit zu erklären, wie ein einzelner Fan oder auch die aktive Fan-Szene tickt. Schon dadurch entsteht Verständnis.
Auf der anderen Seite kann ich erklären, dass ein Verein wirtschaftlichen Zwängen unterliegt und nicht jede Idee der Fans in die Umsetzung kommen kann.
Darüber hinaus möchte ich aber auch etwas bewegen. Eine rein reaktive Ausrichtung der Funktion wäre mir zu langweilig. Insofern brachte ich bereits Ideen ein, an deren Umsetzung wir derzeit arbeiten.
Es ist für mich ganz entscheidend die Akzeptanz in der Vereinsführung zu haben und gleichzeitig auch das Vertrauen der Fans zu spüren. Alle meine Handlungen sind in Abwägung des Machbaren darauf ausgelegt, unsere Fan-Interessen zu vertreten.
Nur um möglichen Gerüchten vorzubeugen. Es handelt sich selbstverständlich um eine ehrenamtliche Funktion.
Welche Erfahrungen hast du seit deinem Amtsantritt gemacht? Gehen die Leute anders mit dir um?
Selbstverständlich war bei meiner ersten Vorstandssitzung von den Kollegen eine gewisse Skepsis zu spüren. Das ist aber doch klar. Wir alle wären an derer Stelle gespannt gewesen und hätten uns die Frage gestellt, wer denn da wohl kommt, wie der tickt und ist der auch vernünftig oder will er mit dem Kopf durch die Wand. Aber bereits am Ende der ersten Sitzung hatte ich das Gefühl, dass meine Wortbeiträge verstanden wurden und es allen klar war, dass hier jemand antritt, der sowohl klar seine Meinung vertritt aber auch mit der erforderlichen Portion Diplomatie ausgestattet ist, um das Amt gut begleiten zu können.
Inzwischen fühle ich mich im Kreis der Vorstände integriert. Es wird sehr offen mit mir umgegangen, ich habe nicht das Gefühl, dass versucht wird, mich mit Teilinformationen zu beeinflussen. Ganz im Gegenteil: Bei allen Themen, die uns Fans tangieren werde ich um meine Meinung gefragt und situativ auch gebeten, weitere Meinungen aus der Fanszene einzuholen.
Der Kontakt zu den Fans hat sich intensiviert. Ich führe viele Gespräche und habe das Gefühl, dass auch auf dieser Seite erkannt wurde, dass uns da einer vertritt, der klar seine/unsere Meinung äußert und in dieser Schnittstelle abwägend agiert. Mein Wunsch ist es, dass meine Möglichkeiten realistisch eingeschätzt werden. Es wird auch immer wieder Ideen oder Anregungen geben, die nicht in die Umsetzung kommen können.
Was wurde bisher getan, um uns Fans besser einzubinden und was ist aktuell geplant?
Diese Frage ist relativ einfach beantwortet. Das Ziel ist ein regelmäßiger Austausch, also ein offener und konstruktiver Dialog!
Aktuell bin ich in die Planungen zum Stadionumbau eingebunden und führe hierzu Gespräche mit Fans und Fan-Clubs. Wie wir wissen, muss der Verein diverse Lizenzierungs-Auflagen der DFL erfüllen und unser schönes Stadion sowie die Peripherie (Stichwort: Trainingsplätze) an bestehende Regularien und Auflagen anpassen. Auch sollen wir Fans dann in absehbarer Zeit endlich unsere eigene Fantribüne bekommen. Ich glaube, darauf freuen wir uns alle!
Darüber hinaus beschäftigen wir uns auf meinen Vorschlag hin mit der Frage, wie wir fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche für den SV als Fans gewinnen können. Wir sind hier konzeptionell bereits weit fortgeschritten und werden in Kürze mit der Umsetzung beginnen. Hauptzielgruppe werden Fußballverein im Radius von 15 km rund um Sandhausen sein. Darüber hinaus haben wir Ideen, wie wir die Kooperation mit den Schulen verbessern können, um dadurch die Schüler*innen für unseren SV zu begeistern.
Der Geschäftsführung/Vorstandschaft wird oft vorgeworfen den einfachen Fan zu vergessen und den Fokus auf VIPs & Co. zu legen. Sind die Behauptungen deiner Meinung nach gerechtfertigt oder machen es sich die Fans da zu einfach?
Über eines müssen wir uns im Klaren sein. Ohne Sponsoren und Logenbesitzer wäre Zweiligafußball in Sandhausen nicht realisierbar. Der Verein ist auf diese Einnahmen angewiesen, gerade auch im Hinblick auf die bevorstehenden Baumaßnahmen, die der Verein finanziell weitestgehend alleine bewerkstelligen muss.
Ich kann jedoch nicht erkennen, dass wir „Normal-Fans“ als Fans zweiter Klasse angesehen werden. Es kommt vielleicht nicht immer so rüber, ich kann aber aus den bisherigen Erfahrungen berichten, dass sich sehr viele Gedanken gemacht werden, wie Themen beim Publikum ankommen und wie die Interessen der Fans berücksichtigt werden können.
Sicherlich wurden in der Vergangenheit von Vereinsseite auch Fehler gemacht, speziell bei Fragen rund um Kommunikation und Information. Die „Konflikte“, die mit dem KSC-Spiel in der letzten Saison begonnen hatten, resultierten unter anderem aus dem Manko der Desinformation.
Nach meinem Gefühl hat seit diesem Jahr eine Zeitenwende begonnen, wir sind jetzt in Entscheidungsprozesse rund um Themen, die uns Fans betreffen, eingebunden.
Siehst du Möglichkeiten, wie der Verein die Kommunikation mit seinen Fans noch verbessern könnte?
Das ist nicht ganz einfach, wenn es sich auch trivial anhört. Der Verein kann nicht fortlaufend über alle Entwicklungen und Projekte informieren. Dafür müssen wir Verständnis aufbringen. Dies würde zu noch größeren Unruhen führen, würden ständig „Wasserstandsmeldungen“ verkündet werden. Wer schon einmal in Projekten gearbeitet hat, weiß, dass mitunter ursprünglich definierte Projektziele mit Fortschreiten der Arbeit angepasst oder gar wieder verworfen werden müssen.
Der Verein verkündet Entscheidungen über die Presse und auf den eigenen sozialen Kanälen, inklusive Homepage. Mit dem sportlichen habe ich in meiner Funktion zwar nichts zu tun. Ich finde es aber z.B. sehr stark, dass in dieser Transferperiode bis zum Zeitpunkt der Vertragsunterschriften nichts nach außen drang. Dies war in den Jahren zuvor nicht immer so, was von uns ja auch kritisiert wurde.
Darüber hinaus gibt es den Fanausschuss, der im September neu gewählt wird. Einladungen gehen in Kürze an die Fanclubs, auch nichtorganisierte Fans, die Interesse an einer Mitarbeit haben, werden wir ansprechen. Die Informationen zu den Themen, die im Fanausschuss behandelt wurden, sollen künftig in der Breite kommuniziert werden. Der Entscheidungsprozess hierzu wird nach der Wahl dann kurzfristig abgeschlossen sein, ich rechne damit, dass im Oktober einiges klarer sein wird.
In den letzten Wochen ist das Thema Zuschauerzuspruchwieder in den Vordergrund gerückt. Aktuell liegt der Zuschauerschnitt bei unter 5000. Und das trotz relativ erfolgreichem Fußball. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Da müssen wir uns erst einmal über unser Umfeld unterhalten. Innerhalb einer Autostunde sind etablierte Proficlubs in Stuttgart, Frankfurt, Kaiserslautern, Karlsruhe oder in dem kleinen Bergdorf im Kraichgau, die an der Autobahn spielen, erreichbar. Zudem gibt es Spitzensport im Handball, im Eishockey oder Basketball in der unmittelbaren Nachbarschaft. In diesem Umfeld als weiterer Profiverein eine nennenswert große Zahl an Zuschauern zu generieren, ist schon eine richtig große Herausforderung. Es ist aber auch den Vereinsverantwortlichen klar, dass in Bezug auf Werbung und Fangewinnung mehr getan werden muss, um weitere Schritte nach vorne zu kommen. Eine Zielgruppe sind, wie bereits beschrieben, die Kinder und Jugendliche in Fußballvereinen und Schulen.
Unsere Zuschauerzahlen haben sich seit der Oberligazeit (letzte Saison 2005/2006) permanent vergrößert. Leider wurden wir in den letzten beiden Jahren durch Corona etwas ausgebremst.
Der Verein wird in Bezug auf Werbung in Kürze wieder verstärkt Fahrt aufnehmen, was sich dann hoffentlich auch auf den Zuschauerzuspruch auswirken lässt. Der ganz entscheidende Faktor für eine Steigerung der Zuschauerzahlen ist aber der sportliche Erfolg. Wenn die Mannschaft entsprechende Ergebnisse erzielt, werden wir Aufmerksamkeit erzielen und es werden Neugierige kommen, die dann hoffentlich auch bleiben.
Der Verein wünscht sich mehr Mithilfe der Fans bei dem Thema Zuschauergewinnung. Was kann der Fan tun um seinen Teil dazu beizutragen.
Eine schwierige Frage. Die Möglichkeiten des einzelnen Fans oder aber eines Fanclubs sind begrenzt. Dennoch kann jeder in seinem Umfeld Werbung für den SV machen und z.B. Geschäftskollegen, Nachbarn oder Freunde einfach mal ins Stadion mitnehmen. Vielleicht bietet sich da ein Spiel gegen einen großen Verein an, da ist die Bereitschaft größer, mitzukommen. Und gefällt es den „Mitgenommenen“, kommen sie beim nächsten Spiel vielleicht wieder mit.
Ansonsten wäre es sehr wünschenswert, wenn wir auch zu Auswärtsspielen einen größeren Zuspruch hätten. Hier könnten z.B. auch Fanclubs mal Fahrten für ihre Mitglieder organisieren. Muss es denn immer der Fanbus sein, auf den man wartet? Apropos Fanbus. Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Jedes Vereinsmitglied erhält eine Fahrt mit dem Fanbus zu einem Auswärtsspiel nach Wunsch gratis, inklusive Stehplatzticket! Es lohnt sich neben weiteren Vergünstigungen, Mitglied des SV zu werden. Meine Motivation, Mitglied beim SV zu werden, war übrigens, Teil des Vereins zu sein und mich zu meinem Verein zu bekennen.
Und nicht zu vergessen: Wenn es in unseren Reihen Ideen gibt, wie wir weitere Zuschauer durch gezielte Aktionen gewinnen können, meldet euch bitte mit konstruktiven Vorschlägen.
Der Saisonausklang 2022, der Abschied von Tim Kister,aber auch die Installation von Philipp Klingmann ins Funktionsteam zeigt, dass sich etwas verändert. Ist es aus deiner Sicht ein eingeschlagener Weg, den der Verein weitergehen wird oder nur ein Strohfeuer?
Das sind ja gleich mehrere Fragen, also der Reihe nach:
Die Saisonabschlussfeier war ein Dank an uns Fans für die Unterstützung, da auch wir unseren Teil zum Klassenerhalt beigetragen haben. Wenn auch das Bier von unserem Brauereisponsor kam, wurde alles Weitere, also die Bühne mit Musik etc. vom Verein organisiert und bezahlt. Leider konnte ich wegen einer Corona-Infektion nicht an dem Fest teilnehmen, die Rückmeldungen der Fans waren aber fast ausschließlich positiv.
Zur Einbindung ehemaliger Spieler: Sicherlich hat der Verein ein Interesse daran, verdiente Spieler nach Karriereende an den Verein zu binden. Etwas Besseres kann ja gar nicht passieren. Wird so doch die eine weitere Identifikationsmöglichkeit geboten. Bestes Beispiel ist hier Daniel Ischdonat, immer noch Publikumsliebling und mit kurzer Unterbrechung seit vielen Jahren Torwarttrainer. Es muss aber auch für alle passen. Es bedarf einer vakanten Stelle, der Spieler muss die erforderliche Qualifikation oder Perspektive mitbringen, der Job muss zur Lebensplanung des Spielers passen und am Ende muss auch das Gehalt für beide Parteien stimmen. Ganz so einfach ist es dann halt doch nicht…..
Was ist der Unterschied zwischen der Fanbetreuung um Timm, Juliane und Frauke, dem Fan-Ausschuss und dir? Wie eng arbeiten die 3 Stellen zusammen?
Die Funktionen sind zum Teil überschneidend oder ineinander übergehend. Juliane, Frauke als Inklusionsbeauftragte und Timm kümmern sich in erster Linie um das Tagesgeschehen und die Spieltage. Die Aufgabenfülle in der Fanbetreuung ist sehr vielfältig und komplex. Als außenstehender Fan ist man überrascht, was dort alles für Themen auflaufen, so ging es zumindest mir.
Der Fanausschuss ist die Interessenvertretung der Fans, welcher auch durch die Lizenzierungsordnung der DFL als Club Fan Dialog (CFD) vorgeben wird. Gewählte Fans diskutieren hier über tagesaktuelle und strategische Themen und setzen Projekte um oder Arbeiten Ideen entscheidungsreif aus. Als Beispiel möchte ich die Aktionen rund um die Becherspenden im Stadion nennen. Der Fanausschuss hat die Gitterboxen angeschafft, in die die Pfandbecher geworfen werden können. Der Erlös der Becherspenden kommt entweder sozialen Projekten zu Gute oder wird für Fanaktionen wie Choreographien genutzt. Da auch ich Teil des Fanausschusses bin ist gewährleistet, dass die Themen auch in die Entscheidungsgremien gelangen.
Zu meiner Funktion hab ich ja bereits einiges gesagt, es geht also in erster Linie um die Schnittstelle zwischen der Vereinsführung und den Fans. Der Nutzen für uns Fans ist es, dass ich unsere Interessen ohne Umwege oder Hierarchiefilter direkt im Entscheidungsgremium ansprechen kann.
Mit der Fanbetreuung bin ich in ständigem Austausch, im Fanausschuss mitten drin. Wir spielen uns die Bälle sozusagen zu und arbeiten „Hand in Hand“. Das geht schließlich auch gar nicht anders, haben wir doch alle mit den Themen rund um Fans zu tun.
Zum Abschluss noch ein bisschen was zu dir Markus. Was machst du im normalen Leben und wie sehr leidet dein Privatleben aktuell unter deiner neuen Aufgabe?
Beruflich beschäftige ich mich mit Versicherungen. Aus meinem beruflichen Alltag kenne ich viele anspruchsvolle Gesprächssituationen. Diese Erfahrungen sind mir für meine Funktion beim SVS von Nutzen.
Fußball ist mein großes Hobby. Insofern sehe ich den Zeitaufwand nicht negativ oder belastend, ich bringe mich gerne ein und möchte etwas bewegen. Im privaten, beruflichen und nun halt auch im sportlichen. Es gibt Wochen, in denen es keine Themen gibt und ich „nur“ Fan sein darf. Dann gibt es aber auch Themen, die zeitlich schon einen gewissen Raum einnehmen. In der vergangenen Woche zum Beispiel war ich bei einer Fanauschusssitzung, bei einem Treffen mit der Vereinsführung, zudem wurde ich an einem Abend zu einem Fanclubtreffen eingeladen. Mit diversen Abstimmungstelefonaten und Vorbereitung/Nachbereitung waren dies ca. 10 Stunden, die von meiner Freizeit dafür draufgingen.
Wie bist du zum SVS gekommen? Was bedeutet es für dich SVS Fan zu sein?
Die meisten wissen, dass mein Herz für zwei Mannschaften schlägt. Seit meinem 6. Lebensjahr bin ich Fan von Schalke 04. In der Jugend war ich mit weiteren Freunden, die ebenfalls Schalke-Fans waren und immer noch sind immer darauf angewiesen, dass uns ein Vater oder der große Bruder zu den Spielen gefahren hat. Dann kam die Mopedzeit und wir waren mit unseren 80ern schon etwas mobiler. Aber 350 km nach Gelsenkirchen und wieder zurück waren dann für die 80er dann doch zu viel. Da wir regelmäßig auch im Stadion Fußball schauen wollten, war es naheliegend, mal in Sandhausen vorbeizuschauen. Der SV war zur damaligen Zeit ein Spitzenteam in der Oberliga. Eine echte Profimannschaft wie der KSC oder der Waldhof wäre nie in Frage gekommen. Zu diesen Mannschaften war der Unterschied zu Schalke einfach zu gering. Leider bin ich der Einzige, der sich dann auchdauerhaft in den SV verliebte und hängengeblieben ist.
Worst Case sind für mich die Spiele meiner beiden Mannschaften gegeneinander. Leider kam es hierzu in der letzten Saison und bereits zweimal im DFB-Pokal. Ich leide in diesen Spielen kaum zu verkraftende emotionale Schmerzen.Viele sagen: „sei doch froh, ein Team gewinnt“. Ich sage: „nein, eines meiner Teams verliert“, ein Unentschieden wäre vermutlich das verkraftbarste Ergebnis, dieses gab es in den bisherigen Duellen aber noch nicht. Oder frag doch mal die Klitschko-Mami, was sie davon halten würde, wenn ihre Söhne gegeneinander boxen würden.
Ich bin aber etwas abgeschweift, zurück zur Frage, was es mir bedeutet, Fan des SVS zu sein? Mit bedeutet es sehr viel! Bezogen auf die Infrastruktur, den Zuschauerzuspruch und die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind wir der Ligazwerg in der zweiten Spielklasse. Aber ein sehr sehr bissiger! Regelmäßig zeigen wir es den großen Vereinen, dass mit guter wirtschaftlicher Arbeit und mit Fußballsachverstand ein konkurrenzfähiges Team aufgebaut werden kann, welches dann auch die Klasse hält. Und dies inzwischen in der 11. Saison. Wir sind etabliert, uns wird man so schnell nicht mehr los. Wobei ich mich manchmal dabei erwische, wie ich darüber nachdenke, wie denn mal so eine Saison Bundesliga in Sandhausen wäre…..
Ich bin jedenfalls sehr stolz, Teil der Entwicklung des SV zu sein! Und sollten die Wolken am Fußballhimmel über Sandhausen doch mal wieder dunkler werden, werde ich auch diesen Weg mitgehen.
Was war dein schönster Moment mit dem SVS?
Da gab es fast zu viele in der jüngeren Vergangenheit, um einzelne aufzählen, ich versuche es aber dennoch. Die Aufstiege in Liga 3 und in Liga 2 waren von der Bedeutung natürlich grandios und nicht zu toppen.
Dann fällt mir das DFB-Pokal-Spiel gegen Nürnberg 2013 ein. Wir gewannen als noch junger Zweitligist gegen den Bundesligisten im Elfmeterschießen. Manuel Riemann hielt zwei Elfmeter, die Stimmung im Stadion war dem Siedepunktnahe, ich war mehrere Tage vom Anfeuern und Jubeln heiser!
Von besonderer Bedeutung war auch der Klassenerhalt 2015 mit dem letzten Saisonspiel in Bochum (zudem mein Lieblingsstadion). Trotz dem Abzug von 3 Punkten wegen Lizenzverstößen hielten wir die Klasse. Das Saisonfinale war eine Zitterpartie, der Schulterschluss zwischen Fans und Mannschaft war super, gemeinsam hatten wir es geschafft!
Gegen die Düsseldorfer Fortuna standest du bei deiner Vorstellung leider mit Krücken und orthopädischen Schuh auf dem Feld. Wie kam’s dazu und wann kann Alois Schwartz wieder voll mit dir planen?
Ich bin beim Wandern so heftig umgeknickt, dass ich mir den Knöchel gebrochen habe. Leider war der Knochen verschoben, weshalb ich auch operiert werden musste. Inzwischen bin ich auf dem Weg der Besserung, die Hilfsmittel habe ich abgelegt und meine Schritte werden wieder runder. Es wird aber sicherlich noch einige Wochen dauern, bis ich die volle Beweglichkeit im Fuß zurückhabe.
Stand heute rechne ich damit, dass ich nach der Winterpause wieder voll einsteigen kann. Leider würde meine Luft wohl nur für zwei kurze Sprints reichen und die Gegner würden sich auf eine Slamomstange freuen, die sie ganz einfach umspielen könnten. Bekäme ich aber in guter Schussposition vor dem Tor den Ball, ja dann…….