Mein Jahr mit dem SV Sandhausen. Das ist der Untertitel des Blogs. Und das war auch die Idee als ich letzten Sommer hier begonnen habe. Ein Jahr den SV Sandhausen und meinen Umgang damit begleiten. Wie im Beitrag #1 geschrieben ging es um nicht weniger, als den Weg zurückzufinden zu meiner größten Leidenschaft, dem Fußball. Das mir das gelungen ist zeigt die Tatsache, dass der Blog immer noch existiert und regelmäßig gefüttert wurde recht deutlich. Was das Experiment, wie ich es zu Beginn nannte, jedoch mit mir gemacht hat, möchte ich heute genauer beschreiben. Wie in einem guten Film gliedere ich den Beitrag heute in eine Drei-Akt-Struktur
Erster Akt – Die Hinführung
Zuerst jedoch mal ein paar Statistiken die sich über das Jahr angesammelt haben. 90 Beiträge, diesen inbegriffen, wurden seit 01.09.2021 auf dem Blog veröffentlicht. Davon 89 von mir selbst und einer von Gastautor Peter_Priegel aus dem SVS Fan Forum. In meinen Vor – und Nachberichten zu den Spielen konnte ich ab Oktober 20 verschiedene Gäste und GästInnen von gegnerischen Vereinen begrüßen, die mir mit Ihrer Expertise zu ihren Herzensvereinen oft die Beiträge aufwerten konnten. Über 8000 Aufrufe hat der Blog in diesen 9 Monaten von knapp 5000 Besuchern aus 37 Ländern generiert. Ob das viel oder wenig ist, kann ich wirklich nicht beurteilen. Was es letztendlich aber zeigt ist, dass es tatsächlich Leute gibt, die meinen Kram lesen, was mich unglaublich freut und auch ein wenig stolz macht. Am meisten gelesen wurden die Vorberichte zu den Spielen gegen St. Pauli in der Vorrunde (336) sowie Rostock (217) und Hannover (178) in der Rückrunde. Ohne Bezug zu Spieltagen waren die Beiträge „the dirty dozen“ über den Corona – Ausbruch im Spätherbst (136), „Machmeier, Kabaca & Co.“ nach dem Regensburg Spiel (126) und das Interview mit Maurice Deville (115) die erfolgreichsten.
Ebenfalls im September startete ich zeitgleich im Fan Forum des SV Sandhausen und auf Twitter, wo ich mit 98 FollowerInnen hart an den 100 kratze, unter dem Namen NoPressureSVS. Über beide Plattformen finden die meisten BesucherInnen auf den Blog. Über Twitter sind es nachweislich etwas mehr als 2000, über das Forum des SVS wohl ähnlich viele, was jedoch nicht belegt ist. Ansonsten verteilen sich die übriggebliebenen auf Fanforen oder Blogs anderer Vereine bzw. Verlinkungen auf facebook, Instagram und co.
Und dann gab´s im April auch noch mein kleines Saison Highlight außerhalb des Stadions, dass ohne den Blog niemals zustande gekommen wäre. Ich durfte beim MillernTon in den VDS/NDS Podcasts über den SVS im allgemeinen und das Spiel gegen St. Pauli im speziellen sprechen. Für jemanden der seit 2008 Podcasts und auch den MillernTon schon viele Jahre hört, war das was ganz besonderes, dass mir großen Spaß gemacht hat.
Zweiter Akt – Der Hauptteil
Jetzt kommen wir aber zu meinen Gedanken rund um den Blog. Vor der Runde habe ich die Idee hinter dem Blog folgendermaßen formuliert: „Ein Jahr, ein Experiment. Was macht die Dauerkarte mit mir. Die Regelmäßigkeit des Stadionbesuchs. Die Zuschauer um mich herum. Die regionale Nähe zum Verein. Der Saisonverlauf. Die Spieler. Ein Teil von etwas zu sein. So wie ich es bei Fans in Blogs und Podcasts seit Jahren mitverfolge. Nur eben auf einer Ebene die zu meiner Lebenssituation und zu mir passt. Ich werde in meinem Leben kein Ultra mehr und auch kein Allesfahrer. Das ist auch nicht das Ziel.“
Allesfahrer wurde ich wirklich nicht. Aber der Wunsch nach Auswärtsfahrten ist auf jeden Fall größer geworden. Soviel kann ich sagen. Von den Heimspielen habe ich aufgrund familiärer Verpflichtungen jeweils 2 in Hin – und Rückserie verpasst. Jedoch wurden die Planungen das Familienleben drumherum zu legen immer intensiver, umso länger die Saison ging und umso dramatischer der Saisonverlauf sich gestaltete. Ein Gefühl der Verbundenheit hat sich relativ schnell eingestellt. Schneller als ich mir das vorstellen konnte. Hab ich die Spiele bis zur Entlassung von Klepovits noch mit einer gewissen Distanz verfolgt, baute sich diese ab dem Bremen Spiel immer mehr ab. Diese Nähe, die der Verein trotz der Zugehörigkeit zum Profifußball aufgrund seiner Größe immer noch zulässt, hat mich schneller gepackt als mir lieb war.
Natürlich hat auch das dauerhafte Beschäftigen mit dem SV Sandhausen, seinen Gegner und der zweiten Bundesliga als enormer Verstärker gewirkt. Das kennt jeder, dass die Wichtigkeit eines Themas oder einer Sache steigt, umso länger und umso mehr man sich damit beschäftigt. Im Laufe der Saison hat sich das Pensum, dass ich in den Blog gesteckt habe schon stark erhöht. Waren es in den Anfangsmonaten noch so 1-2 Stunden pro Woche, kam ich gegen Ende sicher auf 6-7 Stunden pro Woche, die ich in Recherche, schreiben und interagieren investierte. Sowas macht man nur, wenn man auch wirklich Spaß an der Sache hat. Zumal es ja auch noch den Job als Lehrer gibt, der Vorbereitungsintensiv ist und die Familie, die immer an erster Stelle steht. So kam es des Öfteren vor, dass die Artikel erst spät abends geschrieben wurden wenn der Rest der Familie schon schlief.
Die Fans um mich rum im Stadion haben tatsächlich weniger Einfluss auf mich genommen als erwartet. Lag aber oft auch daran, dass weit und breit niemand um mich herumsaß. Mit der Dauerkarte hatte ich ja so ein bisschen drauf gehofft feste Sitznachbarn zu bekommen oder eben zumindest des Öfteren in wechselnder Gesellschaft zu sitzen. Bis auf die Spiele gegen Bremen, Hamburg, St. Pauli und Schalke war das aber eher nicht der Fall. Vor der Saison war mir der Zuschauerschnitt des SVS zwar bekannt, dass er sich aber hauptsächlich aus einem Grundstock von 3000 – 4000 Heimfans + X Gästefans zusammensetzt hat mich dann doch gerade zu Beginn überrascht. Aber auch damit hab ich relativ schnell meinen Frieden gefunden, da bei zu vielen ZuschauerInnen oft auch die komplette Infrastruktur in und ums Stadion zusammengebrochen ist, was dann oft auch etwas die Stimmung trübte. So 20-30 Minuten am Catering, ne knappe Stunde am Einlass oder 1,5 Stunden für die Abreise können einem schon den Nachmittag verderben. Vor allem nach späten Gegentreffern durch Füllkrug. Stimmungstechnisch hat tatsächlich auch nur das Spiel gegen Schalke in der retrospektive einen echten Höhepunkt gesetzt. Alles andere ist aber aufgrund der Coronasituation bis in den April hinein auch nicht komplett zu vergleichen.
Dementsprechend ist in dem Bereich natürlich noch viel Luft nach oben im Hardtwaldstadion. Setzt man das, was die aktive Fanszene in Kombination mit allen in den Blöcken A2-A4 auf die Beine stellt in Relation, ist das aber schon beachtlich und macht Spaß. Man darf nicht den Fehler machen, den viele meiner Begleiter dieses Jahr gemacht haben. Man darf nicht hingehen und einen Vergleich anstellen, wenn Hansa Rostock hier mit mehr als 1000 Verrückten aufschlägt oder eben die großen Vereine mit ihren Gruppierungen und Fans aus ganz Deutschland. Dagegen sieht der SV Sandhausen immer aus als wollte er zwar, kann aber nicht richtig. Das ist aber grundlegend falsch. Der SV Sandhausen wird aufgrund seiner Größe und auch seiner Herkunft nie in Sphären aufsteigen können, in denen sich langjährige Bundesligisten oder traditionsreiche Profivereine schon länger befinden. Sieht man die Voraussetzungen die hier in der Kurpfalz gegeben sind, ist das was von den Fans auf die Beine gestellt wird wirklich mega. Und auch wenn man oft sogar im eigenen Stadion übertönt wird, bedeutet das nicht gleichzeitig das man eine „schlechtere“ Szene ist, sondern nur das man eben eine kleinere ist, bei der man auch ganz genau weiß, warum sie so klein ist. Diese zu vergrößern ist nicht Aufgabe der Fans selbst, sondern des Vereins. Das jedoch ist ein anderes Thema.
Was ich letztendlich zum Thema Stimmung und Fans sagen wollte: Ich fühl mich sehr wohl im Hardtwaldstadion. Bis auf die strukturellen Probleme beim Einlass und dem Catering, ist es immer ein sehr, sehr positives Erlebnis und erfrischend anders als die Stadionbesuche in den großen Stadien der Republik. Seine eigenen Rituale entwickeln, vor jedem Spiel die gleichen Abläufe angehen, immer auf dem gleichen Platz sitzen … das war es was ich wollte und genau das hab ich bekommen. Den Platz werde ich in der kommenden Saison trotzdem verlassen, da mir tatsächlich der dauerhafte Sonnenbrand bzw. durchnässte Klamotten ab und an fast die Laune verdorben hätten. Deshalb nächste Runde lieber mal überdacht. Ansonsten war die erste Saison mit Dauerkarte ein voller Erfolg. Es hat genau den Effekt gehabt, den ich mir gewünscht habe. Eine noch engere, emotionale Bindung zum Team bzw. der aktuellen sportlichen Situation. Jedes zweite Wochenende mit einer gewissen Grundspannung den Weg ins Stadion antreten und dann zu Beginn oft enttäuscht, gegen Ende dann doch eher euphorisiert wieder auf den Heimweg machen. Das ist es doch was den Fußball in seinen Grundzügen ausmacht. Das mitfiebern, das mitleiden, aber eben auch das mitfreuen sind um einiges intensiver, wenn man den Weg dorthin zu großen Teilen live miterlebt hat. Emotionen, die man vorm TV und auf die Entfernung nicht so aufbauen und erleben kann. Zumindest ich konnte das nicht.
Nun ist es nicht so, dass ich die Dortmunder Borussia nicht mehr verfolgen würde. Im Gegenteil. Auch da hab ich, wenn möglich, weiterhin jedes Spiel gesehen. Und doch ist mir im direkten Vergleich noch bewusster geworden, was ich die ganzen Jahre vermisst habe. Einen wirklichen Bezug zu spüren. Und zu gewissen Momenten auch das Gefühl zu haben, ein Teil von etwas zu sein. Sowas geht einfach nur im Stadion. Wenn deine Mannschaft bei ausverkauftem Haus kurz vor Schluss das 1:1 gegen den haushohen Favoriten schießt, dann ist das im Stadion einfach das ultimative Gefühl, dass zu Hause so nicht herzustellen ist.
Abschließend bleibt festzuhalten: Ich bin in dem Jahr wirklich Fan des SV Sandhausen geworden. Mit allem was dazu gehört. Ich wäre auch mit in Liga 3 gegangen und hätte meine Dauerkarte verlängert, hatte mich im Januar eigentlich auch schon damit abgefunden. Schon damals war ich dem Verein zu Nahe um ganz zu entkommen. Umso größer dann die Erleichterung am letzten Tag im April, als Regensburg Dresden in die Relegation schickte. Für die Dramatik in meinem ersten Jahr beim SVS wäre eine Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern sicher das bessere Drehbuch gewesen, jedoch kann ich da ganz gut drauf verzichten und freu mich nun auf ein weiteres Jahr zweite Bundesliga mit dem SVS. Nächste Saison wird seit langer Zeit mal nicht mehr die beste zweite Liga aller Zeiten ausgerufen. Trotz namenhafter Abgänge wie Schalke, Bremen und vielleicht dem Hamburger SV wird die Liga aber weiterhin spannend bleiben und vielleicht sogar noch etwas ausgeglichener als in diesem Jahr. Wenn zu den feststehenden Auf – und Absteigern wirklich noch Hertha BSC und der 1. FC Kaiserslautern dazu kommen sollten, ist die Liga in meinen Augen nicht weniger attraktiv als im vergangenen Jahr. Ich freu mich drauf. Genau wie auf das zweite Jahr mit dem Blog. Und hier schlag ich dann auch die Brücke zum letzten Akt.
Dritter Akt – Der Schluss / Der Ausblick
Geht es nächstes Jahr hier weiter wurde ich nun schon öfter gefragt. Ich konnte und kann es auch immer noch nicht vollumfänglich mit Ja beantworten. Doch, ich kann es mit Ja beantworten. Es soll weitergehen. Ich weiß jedoch noch nicht genau wie und in welchem Umfang. Ich hab viele Ideen, was hier noch passieren könnte und auch unglaubliche Lust diese nach und nach umzusetzen. Wie ich aber weiter oben bereits beschrieben habe, ist diese One-Man-Show auch zu gewissen Teilen ein Zeitfresser. Im neuen Schuljahr werde ich zudem auch eine neue Stelle antreten und gehe davon aus, dass damit auch ein vor allem im ersten Jahr erhöhter Zeitaufwand einhergeht. Gerne würde ich aus diesem Projekt etwas entstehen lassen, dass nicht nur von mir abhängig ist, sondern sich vielleicht auf Dauer zu etwas größerem entwickelt. Alleine ist das aber nicht möglich. Nicht mit dem Pensum dieser Saison.
Deshalb an dieser Stelle ein Aufruf an alle interessierten, die Lust haben mitzuwirken, Lust haben zu schreiben oder anderen Content mit SVS Bezug zu erstellen. Ich bin da wirklich für alles offen und gesprächsbereit. Klar ist, dass das hier Hobby sein muss und nie oder zumindest nicht auf Dauer zur Last oder gar professionell wird. Da geht nämlich meistens der Spaß verloren. Wenn ihr also Lust habt oder einfach auch nur euer Interesse bekunden oder Vorschläge austauschen wollte, meldet euch bei mir. Kontaktdaten findet ihr hier und ihr könnt euch sicher sein, dass ihr auch eine Rückmeldung von mir bekommen werdet.
Und damit beende ich vorerst die Saison 2021/2022 auch hier auf dem Blog und wünsche jedem der das hier liest eine sonnige, erholsame und kurze Sommerpause. Eventuell folgt auch noch ein Saisonrückschau mit Fokus auf das sportliche, was ich aber noch nicht sicher bestätigen kann. Beobachtet einfach die üblichen Kanäle damit ihr nichts verpasst. Es wird sicher Transfernews geben die beleuchtet werden müssen. Und auch sonst wird es rund um den Verein und die Mannschaft sicher nicht stillstehen und immer mal wieder was zu schreiben geben. Spätestens mit dem ersten Spieltag der neuen Runde werdet ihr hier aber sicher wieder etwas vorfinden. Ich hab Bock auf 2022/2023 und bin gespannt was die Saison auf dem Platz, aber auch hier auf dem Blog bringen wird. Wird sie nur halb so ereignisreich wie die letzte, wäre ich zufrieden.
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